23.6.18

Heute wird aufgeräumt, nämlich mit Stuss über Neviges. Der Mariendom hat keine 6000 Plätze (Wikipedia und alle Abschreiber übertreiben gewaltig), sondern rund die Hälfte, etwa 2800 (unten können etwa 600 Leute sitzen), und die Dülmener Wallfahrer (sind heute und morgen da) haben keine (!) Erbsen in den Schuhen. Das ist Quatsch, und war Quatsch. Auch (wie ekelig ist das denn?) keine gekochten Erbsen.

20.6.18

Die Zeitschrift »SommerZeit«, eine Sonderausgabe der Kölner Kirchenzeitung, hat mit Gottfried Böhm über den Mariendom (50) gesprochen: Böhm (98) würde gern noch mal eine Kirche bauen. »Ich liebe ja den Mariendom in Neviges, aber ich würde die Kirche heute anders bauen. Strenger, nicht so lebendig.«

17.6.18



Einmal im Jahr pilgern die Polen nach und durch Neviges und mit den Polen kommt viel Musik und eine angenehme Stimmung ins Dorf. Rappelvoller Mariendom, gutes, kräftiges Essen, gutes Trinken und sehr nette Leute. – Pontifikalamt um 9 Uhr 30, danach: Party.

8.6.18

Wochenendtipps für Neviges: Erdbeereis in der Eisdiele, Latte bei Stella, Spieße bei Anna, Linsensuppe beim Josef, Blutwurst beim Stemmi, Großeinkauf bei Netto, Beten im Mariendom, Shoppen bei bei Kati, Pils bei Meggy, Pinkeln im Bahnhofsklo, Regenschirme bei Gassmann, Pommes bei Nikolaos und Anna, Minigolf beim Uwe, 23 beim Asiaten, Joggen vor Schloss-Dauerbaustelle, Parken irgendwo (keine Angst, die tun hier nix), und frisches Weizenbier vom Faß beim Toni am Dom. Frisch gezapft schmeckt einfach besser.

30.5.18

Etwas ungewöhnlich, ein Dixi-Klo vor dem Kloster am Nevigeser Mariendom, aber praktisch, wenn man Zutritt hat. Wer dringend muss, muss nicht ins Gebüsch (verboten), zur Grill-Pizzeria oder ins Café Paaß ... Insofern: Gott sei dank. – Pilgerviertel.

25.5.18

Datenschutz ist schön, macht aber auch viel Arbeit. Foto oben: 3 Minuten, 27 Sekunden. Foto unten: 4 Sekunden. Der Mariendom in Neviges ist 50 geworden, und weil die ganze Welt das einzigartige Bauwerk feiert, kommen plötzlich alle nach Neviges. – Kroatenwallfahrt Pfingstmontag.

23.5.18

»Herzlich willkommen in Neviges« wäre schöner, aber so gehts auch. Wer die Musik bezahlt, bestimmt was draufsteht, nämlich zweimal Velbert. Reklame in der Nevigeser Fußgängerzone.

22.5.18


Das Pilgermenü ist da. Einfach, schnell zubereitet, lecker und günstig. Gibts mit Wasser (Economy-Version) und mit Wein (Premium-Version) und mit Ouzo hinterher (First-Class-Version), und nicht weit weg vom weltbekannte Mariendom. – Grill-Pizzeria am Kloster.




Essen. Beten. Singen. Tanzen. Trinken. Sonnenbrand holen: Die Kroaten waren in Neviges. Rappelvoller Dom, rappelvolle Wiese vor Tassos Biergarten, rappelvolle Biergärten. – Demnächst kommen die Polen, dann kommen die Schlesier und die Dülmener (das sind die mit den Erbsen in den Schuhen), und dann ist wieder Ruhe im Kaff.

21.5.18



Was war los zwischen Anfang 1968 und Mitte 2018? Wann hat Lena Meyer Landrut den Eurovision Song Contest gewonnen? Wann ist Papst Franziskus an den Start gegangen? Wann haben sich die Beatles aufgelöst? Wann sind die Grünen gegründet worden? Wann hat sich Andreas Baader das Leben genommen? – 50 Jahre Geschichte auf der Mauer vor dem 50 Jahre alten Mariendom in Neviges.
Einmal im Jahr verwandeln rund 6000 Kroaten die Pilgerwiese am Nevigeser Mariendom in eine riesige Ćevapčići-Grillstation. Erst wird gebetet und gesungen, dann wird gegessen und getrunken, dann wird getrunken, gesungen und getanzt. – Pfingstmontag im Pilgerviertel.

20.5.18





Bruder Frank Krampf (oder Velbert Marketing oder die Gönner oder die Werbegemeinschaft oder sonst jemand) hat Zettel im A4-Format gedruckt, damit die vielen Pilger und Touristen den weltberühmten Mariendom in Neviges finden. Etwas ärmlich, aber besser als nix (wie, kein Witz, seit 50 Jahren). Insofern: Applaus. Toll gemacht.

16.5.18

Das zweite Wahrzeichen von 42553 Neviges ist ein Eishörnchen vor Aldi in Neviges-Tönisheide. Nicht ganz so bekannt wie der Mariendom, der gerade 50 geworden ist (Foto unten), aber auch schön. – Info für Pilger: Von Neviges aus in Richtung Velbert, vor dem Camembert-Haus rechts rein, weiter gerade aus auf der linken Seite.

10.5.18


Thomas Beller aus Neviges hat Erzbischof Rainer Maria Woelki und andere Promis und Normalos auf der 50-Jahr-Feier fotografiert. Tolle Veranstaltung im Dom (mit Kerstin Griese aus Berlin und vielen Anhängern und Pilgern und Architekturbegeisterten), und es geht den ganzen Tag (und monatelang) weiter: Party auf der Domplatte, Ausstellungen, Vorträge – und im November: die Hammer-Lichtinstallation »Pharus« der Düsseldorfer Künstlergruppe »Area Composer«. – Herr Schemken, so kennt man ihn gar nicht, hat sich schick gemacht.

9.5.18


Zur 50-Jahr-Feier von Gottfried Böhms Mariendom hat sich der Nevigeser Hbf für die vielen Gäste aus aller Welt herausgeputzt. Tipp für Pilger: Nicht den Fahrstuhl benutzen, müffelt nach Pipi. Wenn doch: Erst mal zur Alten Waage oder zur Sprudelplatte und gründlich die Hände waschen. – Ansonsten: Herzlich willkommen.

4.5.18

Als der Vater von Bruder Frank das erste Mal den Mariendom in Neviges betreten hat, sagte er: »Eine so hässliche Kirche habe ich noch nie gesehen.« Geht vielen Besuchern so, geht auch vielen Nevigesern so, ist aber egal: Es gibt kein interessanteres Gebäude in Velbert. Monika Dittrich vom Rundfunksender Deutschlandfunk hat sich den 50 Jahre alten Affenfelsen angesehen. – Hier gehts zum Link.

3.5.18


Hübsches Plakat am Nevigeser S-Bahnhof, aber warum nicht einfach: »Willkommen in Neviges«? – Bahnhofsviertel.

2.5.18

Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki kommt am 10. Mai (Christi Himmelfahrt / Vatertag) nach Neviges. Erst, um 9 Uhr 30, zur alten Wallfahrtskirche neben dem Franziskanerkloster, dann gehts mit dem Gnadenbild zum Mariendom (Pontifikalamt mit Musik), und danach wird auf dem Pilgerparkplatz gefeiert. – Ein Tag später kommt noch ein Kölner: Architekt Peter Böhm hält einen Vortrag: »Der Mariendom als Höhepunkt in einer Reihe der Kirchenbauten von Dominikus und Gottfried Böhm«. 18 Uhr 30 in der »Glocke«.

1.5.18

Norbert Molitor war heute mit seiner katholischen Verlobten in der italienischen Messe im Mariendom, 50 (sehr schön und zweisprachig), und weil singen und beten Hunger macht, gabs danach eine geteilte Pizza mit den üblichen Sachen, ein Spezi, ein Rotwein und eine Rechnung über etwa 13 Euro. – Das Foto hat Nele Kahn gemacht.

28.4.18

Der Nevigeser Mariendom ist das Werk eines einzigen Mannes. Kein riesiges Architekturbüro, kein CAD – ein Bleistift, ein Rapi, eine Rasierklinge, ein paar skizzenhafte Zeichnungen, ein Modell, ein guter Statiker, der nicht alles kaputt rechnete, und ein blinder, fast blinder Bauherr, der die eingereichten Modelle des Architekturwettbewerbs abtastete und sich für die Skulptur des später weltbekannten Architekten aussprach. Ob das wirklich so war, ist egal, Gottfried Böhm hatte das Vertrauen von Josef Kardinal Frings – und nutzte es. Der prämierte Entwurf war erst der Anfang. Die bis dahin fertigen Zeichnungen waren Anhaltspunkte, die großartigen Details wurden später entwickelt, und vieles wurde mehr oder weniger auf der Baustelle entschieden. Eigentlich sollte der Bau, so die Preisrichter, vereinfacht werden, Böhm machte das Gegenteil. – 1966 begannen die Bauarbeiten unter Protesten der Nevigeser Einwohner. Böhm hatte den Dom nach oben auf den Berg gelegt. Noch näher an der evangelischen Pfarrkirche dran ging nicht. Ein Affront. Die Protestanten tobten, die Einwohner demonstrierten, Böhm baute. So etwas hatte das mehrheitlich evangelische Kaff noch nicht erlebt. Ein Betonberg, ein »Affenfelsen«, ein grobes Gebilde ohne Kirchturm – das sollte eine Kirche sein? Die Menschen waren außer sich. Böhm ahnte vermutlich, dass er in die Geschichte eingehen würde, und übertraf sich selbst. – Jedes Detail kam von ihm: jede Tür, jede Türklinke, jeder Stuhl, jeder Handlauf, jedes Fenster, jedes Holzbrett, jede Treppenstufe, jeder Stein im Mittelschiff und in den Nebenräumen, die Lichteinfälle, die Akustik – nichts scheint willkürlich oder dem Zufall überlassen. »Der Böhm«, sagt Rosita, »war jeden Tag hier, kontrollierte alles, und wenn ihm etwas nicht gefiel – weg damit. Da wurde schon einiges abgerissen.« – 7500 Kubikmeter Beton wurden verbaut, über 500 Tonnen Stahl, und nach zwei Jahren (davon können Bauherren heute nur träumen) war der Berg fertig. Gewaltig: 50 Meter Länge, 27 Meter Breite, 34 Meter Höhe. Aus Beton. Beispiel- los: das 2700 Quadratmeter große, vielfach gefaltete (inzwischen undichte) Dach, das auf den bis zweiundzwanzig Meter hohen Außenwänden liegt. – Wer durch die schwere Eisentür des Haupteingangs geht, betritt einen Vorraum mit einer beängstigend niedrigen Decke. An der Wand ein Frühstücksbrettchen (»Bitte leise«) und dann die Offenbarung: Ein Marktplatz mit Straßenlaternen und nicht endenden Wänden, die sich zum Himmel strecken, einem Himmel aus Beton, den man erst wahrnimmt, wenn man sich an die Dunkelheit gewöhnt hat, und dann denkt: »Mein Gott, ist das schön in Neviges.« – Wie kann man sich so etwas ausdenken – und bauen? Wie kommt man auf diese gut erdachten Stühle mit Kniebänkchen statt der üblichen Kirchenbänke? Auf den schlichten Altarblock? Auf die in den Wänden eingelassenen Lautsprecher und Handläufe? Auf die vielen Formen, die sich irgendwie zusammenfügen? Wie kriegt man die vielen Verwinklungen, die Verschiedenheit der Fenster, die zerklüftete, dreigeschossige Empore, die höhlenartige Intimität der Marienkapelle, die fröhliche Sakramentskapelle mit dem Rosenfenster unter ein Dach? Wie schafft man einen Dom, der kein Abklatsch der bekannten, großartigen Kirchenbau- werke ist, sondern besser? –Viele Jahre später: Der Dom ist undicht. Im Altarraum eine Blumenpottorgie, auf der Fassade eine aufgepinselte Rose, daneben ein verrostetes Ungetüm für Kerzen – und seit Jahren ein peinliches Gerangel ums Geld. Die Sanierung des Daches, kein großes Ding für ein weltberühmtes, einzigartiges Bauwerk, kostet ein paar Millionen, aber was ist das schon? »Die in Köln«, sagt jemand, »sollten sich was schämen, uns mit dem Dachschaden alleine zu lassen. Milliarden auf dem Konto und keinen Deut besser als die Bettler im Velberter Rathaus, die auch nur jeden Topf anpumpen können, weil sie sonst nix auf die Kette kriegen.« – Im Film Die Böhms war der Dom ungewöhnlich aufgeräumt. Der Meister, so munkelt man, war da, hat alles wegschaffen lassen, was sich angesammelt hatte. Die Blumenpötte, die Vasen, jedes schief liegende Gebetbuch, jeden Kerzenständer und jeden Pilger, der nicht ins Bild passte. Und die wenigen Nevigeser, die den Film gesehen haben, wunderten sich. »Geht doch!« – Gottfried Böhm, der große, inzwischen sechsundneunzig Jahre alte Mann, kam regelmäßig mit seinem Jaguar vorgefahren und guckte sich jede Veränderung an seinem Dom an, verhinderte aber weder die Rose auf der Fassade noch die »Kerzenkapelle« seines Sohnes Markus, der sich etwas austoben durfte, allerdings keine glückliche Hand hatte. Auch die Frühstücksbrettchen mit dem albernen Piktogramm ließ er durchgehen. Altersmilde? Oder keine Lust mehr, sich über jeden Blödsinn aufzuregen? (Norbert Molitor: Im Kaff der guten Hoffnung. Piper Verlag)