Viele Pilger kommen  mit Krücken nach Neviges und verlassen das weltbekannte Domdorf tanzend. Das liegt nicht an Wunder, wie sie im französischen Pilgerort Lourdes vorkommen, sondern einfach nur am tagelangen Verweilen in Eisdiele und Café.  Die Zeit heilt bekanntlich alle Wunder (Helden). 

Einmal im Jahr pilgern die Polen nach Neviges und mit den Polen kommt viel Wein, Weib, Gesang und eine angenehme Stimmung ins Dorf. Rappelvoller Dom, gutes, kräftiges Essen, gutes Trinken und sehr nette Menschen. Erzbischof Andrzej Dziega (Mitte) begrüßt die polnischen Pilgerinnen und Pilger.

Wenn das Pflichtprogramm (Beten, Cevapciciessen, Tanzen und was man sonst noch so macht als Pilger) erledigt ist, gehen die Kroaten zum gemütlichen Teil über und greifen zur Flasche. Pilger und Pater mit Kroatenbier in 42553 Neviges – vor dem Marienberg.

Rund 6000 Kroatinnen und Kroaten pilgern am Pfingstmontag jedes Jahr nach Neviges und verwandeln die Domwiese am alten Bahnhof in eine riesige Cevapcicigrillstation. Die länglichen Frikadellen sehen etwas unappetitlich aus, schmecken aber durchaus einmal im Jahr ...*

Ein Prozent Pilger, 40 Prozent Hunde, 59 Prozent zu Fuß Gehende. Wer den Wallfahrtsort Neviges besucht, kann sich auf einen interes-santen demographischen Wandel gefasst machen. (Alle Werte gefühlt und wetterabhängig.) Untere Fußgängerzone an der Telefonzelle, Elberfelder Straße.

Wer in Neviges zu den Glücklichen zählt, die innen alles zum Angeben haben (Flachbildschirm, Schrankwand, Wasserbett, DVD-Spieler und dergleichen), schafft sich für die Außenwirkung oft eine Kupfer-Alu-Riffelglas-Haustürkombi vom Baumarkt an – und trägt dazu bei, dass Architekturpilger (Dom) den Nevigeser nicht für voll nehmen, und den Ort (ohne Einkehr in einen der zahlreichen Gastronomiebetriebe) fluchtartig verlassen. So geht alles den Bach runter. *

Wenn die häuslichen Heiligabendrituale (Geben & Nehmen / Kartoffel-salat & Würstchen o.ä.) erledigt sind, gehen die Menschen in Neviges in den Dom und verstehen nur Bahnhof: Die stets rappelvolle Polen-messe (ab 19.45 Uhr) im berühmten Betonklotz wird auf polnisch gelesen, so dass man sich ganz auf das Drumherum konzentrieren kann. Was sonst noch über Weihnachten im weltbekannten Mariendom los ist, verkündet mariendom.de.

Enmal im Jahr pilgern Tausende Polen nach Neviges, und weil sie das Pilgern ernst nehmen, kommen viele nicht mit dem Auto, sondern zu Fuß. Männer und Frauen pilgern (singend) getrennt und treffen sich später zur festlichen Pontifikalmesse im Mariendom.

Die letzten Meter der Pilgerreise werden in Neviges nicht barfuss oder auf Knien rutschend zurückgelegt, sie sind auch so schon beschwer-lich genug: 26 Stufen mit ungewohnten Auftrittsflächen. Schön, aber Vorsicht! Wer nicht hinknallen will, geht rechts vorbei ...*

Der Kreuzweg in Neviges: Nur für Pilger, nix für Alte und Gebrechliche, keinesfalls behindertengerecht, aber schöne Landschaft mit Blick auf Dom und Dorf ...*

Kloster in Neviges: Lichtschalter aus Glas von Manufactum, Tür-klinken in Sonderanfertigung, Türblätter, für die man ein Monatsgehalt hinblättert ... Alles schön, aber simples Rauchverbotsschild ... *

Nach der Messe im Dom gibt es draußen viel zu erzählen. Pilger und Kirchgänger aus Neviges vor dem weltbekannten Betonberg, in dem neuerdings (nach Absprache mit dem Erzbistum Köln) das Anzünden mitgebrachter Kerzen verboten ist. Die neue Orgel soll geschont werden ... *

Nevigeser Pilgerparkplatz in Privatbesitz: Für Busse müssen 2 Euro, für PKWs 1 Euro am Tag bezahlt werden. Noch billiger, nämlich umsonst, parkt man in Neviges nur in der Fußgängerzone vor der Deutschen Bank. *

Der Dom, nach Plänen von Gottfried Böhm gebaut, trägt den Namen „Maria, Königin des Friedens“. Das Gebäude aus Sichtbeton ist bei Einwohnern und Pilgern nicht unumstritten. Der atemberaubende Innenraum für 5000 Besucher ist platzartig angelegt und von Straßen-laternen beleuchtet. Fußbodenheizung. *

Das Franziskanerkloster in Neviges wurde 1675 von der sächsischen Provinz als Wallfahrtskloster gegründet. In dem aufwendig renovierten und sehenswerten Gebäude leben zur Zeit zehn Männer und null Frauen.

Der Dom in Neviges *
Gottesdienste an Sonn- und kirchlichen Feiertagen:
10 Uhr Messe, 11 Uhr Messe, 17. Uhr Messe, 18 Uhr Vesper
Montag bis Samstag
06.45 Uhr Messe, 07.20 Uhr Laudes, 10 Uhr Messe, 18 Uhr Vesper
Öffnungszeiten Mariendom
Mo, Mi, Do, Fr 06.30 Uhr – 18.30 Uhr
Di 6.30 Uhr – 21 Uhr
Sa 6.30 Uhr – 19 Uhr
So und feiertags 8 Uhr – 19 Uhr