27.10.16
Die Nevigeser Eierfrau hatte heute kein Ei mehr. Alles ausverkauft, bevor der Wochenmarkt beendet war. Gut für den Eiermann, das ist der Chef, schlecht für die Hühner, die nächste Woche noch mehr Leistung bringen müssen, wenn das überhaupt so geht. Wenn nicht: rechtzeitig da sein, wie beim neuen Ei-Phone. Da warten die Kunden auch oft nächtelang.
Erste Hilfe für ein Euro, zweitens Kartoffeln, drittens Reibekuchen, viertens Leggings, fünftens Schnittblumen, sechstens Käse, siebtens Handtaschen, achtens Röcke, neuntens Schuhe, zehntens Matjes, elftens Blutwurst, zwölftens Fernsehpfannen, dreizehntens Staubsaugerbeutel, vierzehntens Nüsse, fünfzehntens Eier. – Der Nevigeser Wochenmarkt öffnet heute um 8 Uhr, dann kommen alle, und um 13 Uhr sind alle wieder weg. Im Kaff ist wieder Ruhe. – Fuzo.
Die Autos werden immer größer, die Spielplätze werden immer kleiner. Dieser hier ist keine zwei Quadratmeter groß, unkaputtbar und besonders pflegeleicht. Ab und zu ein Tropfen Öl und das Ding dreht sich endlos im Uhrzeigersinn oder andersrum. – Obere Fuzo in Neviges vor der Pommes- und Dönerbude Aksum.
26.10.16
Es gibt endlich wieder Muscheln im Eisernen Kreuz. Nicht jeden Tag, aber bei rechtzeitiger Anmeldung und mindestens drei Personen. Der Acker hat Lust, die Italienerin sowieso, und wenn sich noch ein paar Leute aus Neviges melden, gehts los. Trockener Wein gibts auch, und geraucht wird vor der Tür. – Fuzo beim Hörgeräteladen.
Heute führen alle Wege von 42553 Neviges nach 40227 Düsseldorf Oberbilk. Zu Norbert Molitors Lesung aus seinem Buch „Im Kaff der guten Hoffnung". Um 20 Uhr gehts los. Und wer dabei sein will: Roter Teppich, Kirchstraße 15. Sieht von außen schon mal sehr schön und gemütlich aus, ist aber drinnen, so hört man von Stammgästen, „noch viel, viel schöner“. Eintritt: nix – wird schön.
In zwei Monaten ist Weihnachten, und wer nicht weiß, was er den Liebsten unter die Nordmanntanne legen soll, kauft etwas Schönes im Nevigeser Trödellädchen. Es gibt alles, außer Handys, kein Elektromist, wie beispielsweise Induktionsfelder, die immer kaputt gehen, aber viele tolle Sachen, die ein Leben lang Freude machen. Sonntags ab 14 Uhr.
25.10.16
Wenn man als Fremder in Neviges durch die Elberfelder Straße fährt, ist man noch lange nicht in Elberfeld, und wenn man durch die Wilhelmstraße geht und keinen Wilhelm trifft, darf man sich auch nicht wundern, ebenso in der Hügelstraße, aber wenn man hier einen Bogen macht, dann ist man in der Bogenstraße. Ganz schön praktisch und gut zu merken. – Sonst was? Nein.
Bald kommt der Winter, da freut man sich in Neviges, wenn man kein Auto oder eine kleine Garage hat. Vorausgesetzt, man nimmt ein paar Unbequemlichkeiten in Kauf. Beispiel: Wohnung im Zentrum, Garage in Rosenhügel oder in der Bogenstraße. Oder umgekehrt. Der Garagenmarkt ist leergefegt. – Schlossviertel.
24.10.16
Gibts was Neues in 42553 Neviges? Ja, ein Obstkarton in der Fußgängerzone. Nix drin – aber drunter, nämlich Hundekacke. Sonst alles wie immer, nur die Wasserdinger auf der Platte sind abgeschaltet. Jetzt könnte man Schach spielen und Glühwein trinken, wenn nicht alles so kompliziert wäre. 9 x 9 Felder! Wer kommt auf so was?
Der weltberühmte Mariendom in Neviges ist nicht mehr ganz dicht. Da ist es vorsichtshalber gut, ein Käppchen zu tragen, damit man nicht mit einer Erkältung im Bett landet. Sieht aus wie Lametta von oben, ist aber einfaches Wasser von ganz oben. Vermutlich kann nicht mal der liebe Gott helfen. Sondern nur das liebe Geld. Viel Geld.
23.10.16
Zettel an der Decke, Stühle an der Wand, Lesezirkel mit Stern schon mittwochs, kein Gedudel (mehr), aber lecker Kuchen und andere Spezialitäten und viele Stammgäste. Das Café Monsieur M in Neviges liegt direkt an der Wasserplatte. Wer nicht drin sitzt, sondern davor, hat den perfekten Überblick im Kaff.– Altstadt.
Der schönste Platz im ganzen Kaff ist der historische Kirchplatz. Keine Wasserfontänen, keine dunklen Platten, außer Schallplatten, keine LEDs und keine Wasserklatschgeräusche, eigene, frisch renovierte Kirche, fröhliche Menschen, schönes Gebimmel ab 9 Uhr 30, reichlich Parkplätze und keine Gärten, die nur Arbeit machen. – Altstadt.
22.10.16
Lucas, vier Jahre alt, hat mehr Fantasie als die Planer der Stadt, wenn es um die Erhaltung des Brunnens und um die Verschönerung des Platzes geht. Die grüne Wand findet er prima, weil er dann »immer da hochklettern kann«, jedoch bloß, wenn die Bäume bleiben dürfen. Schon wegen der Schaukel, die man dranhängen könnte, und weil die Kindergärtnerin gesagt hat, »Bäume und Blumen darf man nicht kaputt machen«. Den Rest der Planung findet das kluge Kind scheiße. »Das sagt man nicht«, sagt die Mama, und Lucas – »entschuldige bitte« –, wünscht sich Folgendes: »Papa lässt ganz viel Wasser ein, Mama malt Vögel und Krokodile und Seelöwen auf den Brunnen, Opa bringt ganz viel Sand mit seinem Lastwagen, es gibt Eimerchen und Schaufeln für alle Kinder und überall Sandburgen, ein großes Indianerzelt, eine Schatztruhe mit Geld für Eis, eine Hängematte für mich und meine Freundin Frieda, ein Kasperltheater, eine Torwand, eine Wippe, eine Wasserrutsche und ein Schild ›Für Große verboten‹«. (Seite 174, Kaffbuch)
Freitags und samstags wird's richtig voll. Die Einsamen, die sich volllaufen lassen, der Autobusfotograf, die Inhaber der Fast-Food-Läden, junge Männer, die ihrer frisch geduschten Liebsten die große weite Welt zeigen. Auf cool machen, Whisky trinken, die Scheine lässig aus der Hosentasche ziehen, wenig reden, gar nicht reden, trinken und Augen und Hände nicht vom Handy lassen. Alle wischen, tippen, zeigen, versenden irgendwas. Ohne Handy sind Pärchen, die sich länger als eine Woche kennen, offensichtlich verloren. Es riecht nach »Axe«. (Seite 137, Kaffbuch)
21.10.16
Das traditionelle Laternenfest der Nevigeser Werbegemeinschaft in der Alt- und Oberstadt ist eröffnet. Viel zu Trinken, viel zu Essen, viel zu Hören, nämlich die „Rhine Area Pipes and Drums“, etwas doofes Wetter, etwas wenig Laternen, aber darauf kommt es gar nicht an. Hauptsache, es glüht bald alles. – Prost, Hügel!
Norbert Molitor aus 42553 Neviges kommt Samstag frisch rasiert (und immer noch ohne Zahn) zur Lesung aus seinem Buch „Im Kaff der guten Hoffnung“ ins Plan C in der Nevigeser Vorburg. Um 19 Uhr gehts los, und wer dabei sein will: Bitte anrufen: 0157-87031293. Eintritt: kostenlos, Unterhaltung und Spaß: jede Menge.
20.10.16
19.10.16
So sieht es aus, wenn Pilger von weit her das berühmte Rosenfenster im Nevigeser Mariendom angucken wollen: geht zur Zeit schlecht, weil draußen vor dem Fenster die Lappen der Bauarbeiter hängen, die das undichte Dach gerade dicht machen. Macht nix. Es gibt ja Postkarten und Broschüren. – Bald ist alles dicht. Kann man hier nachlesen.
Abonnieren
Posts (Atom)