9.1.20

In Neviges wird in vielen Gastronomiebetrieben nicht Musik für die Gäste gespielt, sondern den Gästen der Musikgeschmack der Betreiber zugemutet. Die Italiener nudeln den ganzen Tag ihre Amore-Liedchen, die Griechen spielen Musik, die weh tut wie Tellerwerfen in Stadionlautstärke, die Polen kennen nur Schönefrauenlala, die Türken machen nix unter schmerz-grenzen-laut, und die Deutschen hören Verkehrsmeldungen, Wetterberichte und Tooooooore im wdr. Wer in Ruhe Grappa, Ouzo, Wodka, Raki oder Wickülerpils trinken will, steht vor einem Dilemma: Einerseits sind die Gastgeber alle sehr nett, andrerseits geht der Krach ziemlich auf den Keks. Wirklich Ruhe findet man nur im Mariendom, wenn der Orgelspieler krank oder urlaubsabwesend ist.

8.1.20

Oh, schon wieder die Nicole vom Kreuz. Gibts was Neues? Kommt drauf an, was man hören will. Also, die Frühstücksfrau hat schon viele Kunden. Nicht gelegentliche, sondern Stammkunden. Willi, der früher in der Waage frühstückte (und immer noch die waz vom Nachbarn dabei hat), kommt jeden Vormittag: Filterkaffee, Ei, zwei halbe Brötchen mit verschiedenen Sachen drauf. Gibt auch Gäste, die flüssig frühstücken, und die alte Nevigeser Tradition wieder aufleben lassen. Insgesamt alles sehr positiv im Sinne von Frau Doktor Eberlein. Kennen Sie nicht? Dann googeln Sie mal.
Eine Nevigeserin (nicht die auf dem Foto, das Bild ist ein Symbolbild,) die vor 115 Minuten Neviges verlassen hat, sitzt mittlerweile im Zug nach Münster. Ihr Zwei-Stundenticket läuft in 5 Minuten ab. Die Reise mit der S9 begann um 9 Uhr 44 in Rosenhügel. Der Zug, das ist seit Mitte Dezember normal, kam nicht. 
Die Eisdiele (hier ein älteres Foto eines älteren Gastes) macht heute unter einem neuen Besitzer auf. Vielleicht auch morgen, weil alle Neueröffnungen in Neviges donnerstags passieren. Der Laden, man konnte vorgestern noch nicht allzu viel überm Packpapier sehen, ist frisch gestrichen worden (alles weißgrau, also sehr modern). Was sonst alles neu ist, wird man sehen. – Obere Fußgängerzone.

Es gibt nix Schöneres für einen Nevigeser nach einem harten Tag in der Sprachschule von Giuseppe, als ein Espresso zur Begrüßung, italienische Musik, ein Gläschen Primitivo und eine Italienerin in der Küche, die für (und oft mit) Ihren Amore alles frisch beim Mesut, beim Miroslav, bei Bettina und beim Wochenmarktholländer in Neviges (!!) einkauft. Fehlt noch was? Ja, eine Roth-Händle hinterher.


Das Ehepaar aus Neviges, hier mit zwei von fünf Enkelkindern, feiert am ersten April 2020 ihren ersten Hochzeitstag beim Antonio in Neviges oder beim Franco (auch) in Neviges.
Versucht man am Fahrkartenautomaten im Nevigeser Busbahnhof eine Fahrkarte zu kaufen, erlebt man sein Blaues Wunder, das deshalb so heißt, weil Blau die Farbe der Enttäuschung ist. Die für Nevigeser Verhältnisse moderne Kiste mit Touchscreen (!), das ist eine simple Berührungsoberfläche, die man vom Smartphone und vom iPad kennt, ist dunkel (etwa RAL 7022), bleibt dunkel, so dunkel, dass man nix erkennen kann, und wenn man nach unzähligen Versuchen mit dem Zeigefinger oder Daumen (oder mit der flachen Hand draufknallend) aufgibt, ist der Bus weg.

7.1.20

Die aktuellen Einsatzpläne des Velberter Ordnungsamtes kann man jeden Nachmittag in der Nevigeser Fußgängerzone einsehen. Der nächste offizielle und kostenlose Parkplatz ist mit 70 auf dem Tacho (angeblich die Fußgängerzonendurchschnittsgeschwindigkeit) in nur 1,8 Minuten erreichbar. – Noch was zu meckern? Ja. Später.
Politiker reden gern über Aufenthaltsqualität, dabei steht das Wort nicht einmal im Duden. Also gucken wir mal, was in Neviges gemeint sein könnte: Die Sprudelplatte kann es nicht sein, der Kassenbereich vor Netto auch nicht, und der S-Bahnhof (riecht oft nach Pipi) schon gar nicht. Vielleicht ist der Aufenthaltsraum beim Aksu gemeint, der alles hat, was Männer wollen: Flachfernseher. Riesiges Sofa zum Hinlegen. Bier. – Astrein: kein Internet (man muss auch mal zur Ruhe kommen), nette Leute, freundliche Bedienung. – Nähe Busbahnhof.
Mittagstisch Knapp in Neviges ist endlich wieder auf. Zur Feier des Tages gibts heute Heringsstipp mit Röstkartoffel und ein Foto der Italienerin, die überall erzählt, wie gut man beim Knapp essen kann. Der Laden macht alles richtig: Nicht rumreden, sondern frisch kochen und alle satt machen. Die Röstkartoffeln, erzählte neulich eine junge Frau aus Wuppertal Sonnborn, sind wie bei meiner Oma in Barmen: So leckerknusprig und, echt jetzt, sooooo schweinelecker. – Fuzo.

6.1.20

Erinnern Sie sich? Die Obrigkeit wollte vor einiger Zeit die Schaufenster leerstehender Ladenlokale in Neviges mit hübschen SW-Fotos tapezieren. Ist nix draus geworden, obwohl für das Vorhaben in allen Medien getrommelt wurde. Inzwischen haben die Eigentümer der Häuser die Verschönerung des Leerstandes selbst in die Hand genommen. Hier ein paar lobenswerte Beispiele.
Drei Schönheiten: Exminikneipe, Exspielwarenladen, Exelektroladen.
Je weniger Designer oder Innenarchitekten bei der Einrichtung mitmischen, desto schöner und gemütlicher wird die Kneipe. In Neviges sehen Kneipen noch aus wie Kneipen und nicht wie Badezimmer oder Einzelzellen in Simonshöfchen. Es macht einfach keinen Sinn. – Foto oben: Alter Bahnhof, Foto unten: Eisernes Kreuz.
Das "Nevigeser Restaurant", besser bekannt als Platon, hat ausgetanzt. Es gibt keine Lesbos Rollen (Gericht 31) und auch keinen Seniorenteller „Spezial“ (70) mehr. Und auch keinen Ouzo hinterher. Es gibt gar nichts mehr. Das Restaurant hat einen Abschiedsbrief hinterlassen. Tschüs – !
Die Gaststätte lief jahrelang unter verschiedenen Pächtern gut. Es gibt inzwischen einfach zu wenig Gäste, die vom Mariendom den Weg in die Nevigeser Fußgängerzone finden. Zudem ist der Zauber der griechischen Kochkunst, so liebreizend er im Urlaub auch erlebt werden mag, verflogen. Volle Teller sind einfach zu wenig.

5.1.20

Von morgen bis 16. Januar macht die Kneipe im Alten Bahnhof Winterurlaub. Mesut ist morgen wieder da. Frau Stellwag Dienstag. Die Eisdiele (neuer Pächter) macht Mittwoch auf. Mittagstisch Knapp macht Montag wieder auf. Platon macht gar nicht mehr auf. Göki will umziehen. Der Hähnchenmann ist Mittwoch wieder da. Und die Franziskaner sind so gut wie weg. Sonst nix los. Es gibt Gerüchte über eine neue Partei in Neviges, aber man weiß ja, was man von Gerüchten in Neviges halten kann: Das Gassmann-Gebäude (Dauergerücht) soll übrigens verkauft worden sein.
Viele Nevigeser Kassenpatienten (m/w/d) nutzen einen Aufenthalt im Krankenhaus für ihre ersten Begegnungen mit der Belletristik (Foto unten), um schnell abzunehmen oder neue Geschmacksrichtungen kennenzulernen. Die kulinarische Verblödung kann durchaus Vorteile haben. – Gute Kochbücher, auch vegane, gibts übrigens bei Rüger.

Hier ist sie, die berühmte Nevigeser Einkaufsstraße gestern, Samstag, gegen 12 Uhr mittags. Schlecht für Leute, die auf dem Höhepunkt ihrer Kaufkraft sind, gut für alle, die sich mit Nachhaltigkeit und anderen guten (im Idealfall abgetragenen) Sachen begnügen. Man kann kaum noch Geld loswerden. Für die Besserverdiener ist das doof, für alle anderen ist der Ort ein wahres Paradies.
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Wenn man älter wird, hat man nicht nur weniger Zeit und weniger Geld, man wird auch noch täglich mit Kackrentnerreklame zugemüllt. Auf vielen Rentnerfestplatten und Rentnerhandys passt nicht einmal mehr das Lieblingsvideo drauf. Voll krass. – Nevigeser Rentner (3 Dioptrien beidseitig) mit Großmonitor. 

4.1.20

4. Januar: Tannenbaum raus. Bude kehren. Feucht wischen. Auch in den Ecken. Taschentücher bügeln. Gute Vorsätze streichen. Rauchen. Rindersuppe aufsetzen. E-Mails beantworten. Hausrat entrümpeln. Kühlschrank entgiften. Fußnägel schneiden. Spüle schrubben. Geschirrspüler entkalken. Hinlegen. Umdrehen. Noch eine rauchen. Noch mal hinlegen. Das Wetter in Neviges ist heut eh nix.
Jetzt nach dem Brand im Affenhaus, machen sich viele Menschen Gedanken um den Brandschutz im eigenen Haus. Funktionieren die Rauchmelder? Müssen die Batterien ausgetauscht werden? Und schon gibts Probleme: In Neviges gibts keine passenden E-Block-Batterien (Gassmann ist weg, die Elektrofrau ist auch weg), aber bei Amazon: 2 Stück für 4 Euro 23, einschließlich Versand. Günstig.
Das Bild zeigt eins der schönsten Häuser in der historischen Altstadt. Lehmbauweise. Sobald die Batterien da sind (Montag oder Dienstag), gibts ein sicheres Gefühl.
Astrein, Nicole hat im Eisernen Kreuz in Neviges angefangen. Das Traditionslokal heißt seit einiger Zeit anders (warum eigentlich?), und seit vorgestern weht mit Nicole ein frischer Wind: Es gibt Frühstück ab 10 Uhr für 4 Euro 50, und es duftet jetzt schön nach Filterkaffee. Die junge Frau, früher bei Edeka, ist mit Leib und Seele bei der Sache, sie macht aus der schön eingerichteten Kneipe ein Muss (Scheißwort, aber Sie wissen, was gemeint ist) für alle Neviges-Besucher. Mittwoch ist Ruhetag, die Öffnungszeiten stehen hier.
Sehr merkwürdig, und zwar jeden (!!) Sonntag, wenn viele in die Nevigeser Kirchen gehen. Eine Oma, Rollstuhl ohne E-Antrieb, die nie an den Autos vorbeikommt, sagte gestern etwas sauer: Mit den Leuten stimmt was nicht. Muss man den Verstand ausschalten, bevor man zum lieben Gott geht? Wer, fragte sie, ist denn hier die Umweltsau?
Elberfelder Straße am Hotel.

3.1.20

Wir sind am 30. Dezember in das neu gebaute Haus neben dem Postladen in Neviges umgezogen, leider wurde nix draus und so weiter. Kann passieren. Trotzdem ist die Nachricht für die Nevigeser wichtig. – Wenn Sie, sehr verehrte Leserinnen, sehr geehrte Leser, auch Nachrichten oder Gerüchte haben: Her damit. Die E-Mailadresse steht in der Spalte rechts. Danke an Frau M. Die Praxis Buse wird am 20. Januar eröffnet.
Helmut Wulfhorst (Nevigeser Urgestein) und Thomas Bellers (Nevigeser Apotheker) wollen die Führung der Werbegemeinschaft 2020 in jüngere Hände geben. Wulfhorst, Lieblingsbegrüßungswort: Moin – !! (übrigens auch mittags und abends), wird danach öfter in Frankreich sein. Er hofft (was bedeutet das denn jetzt?), dass die Nevigeser bei der Kommunalwahl im Herbst »eine weise Entscheidung treffen«. Egal wie die Wahl ausgeht (hat die SPD eigentlich einen eigenen Kandidaten?). Tschüs – !!
Es bleibt weiterhin saukalt und ungemütlich in Neviges. Da ist man froh, ein behagliches Sofa-Plätzchen im Bistro am Busbahnhof zu finden. Übrigens: Auch die Menschen leben nicht von der Liebe allein. Es muss auch warm sein.
Unsereiner, der digitalen Transformation in alle Richtungen durchaus zugeneigten Zeitgenossen, fragt sich beim Anblick dieser Bilder: Was geht denn hier ab? Auflade-Tanke für E-Mobilität mit Parkschein? Mit Parkschein? Will man in Neviges die Besitzer von bis zu 600 Kilogramm schweren Batterien zusätzlich verarschen?


Fällt sofort auf und ins Auge der leerstandsgeplagten Nevigeser, die zwar hier leider nix mehr kaufen können, aber weiterhin optisch auf höchstem Niveau verwöhnt werden. Die beiden Schaufenster hat die Elektrofrau hinterlassen. Das schwierige Unterfangen, aus Nixlosmehr etwas Schönes zu machen (und sich mit Anstand zu verabschieden) ist vorbildlich gelungen. Kompliment, Brigitte. Genau das haben Deine Fans erwartet.