Alles ist möglich: Rauchen, Kaffeetrinken, Zappahören, Buchlesen, nur nicht, wie viele Nevigeserinnen und Nevigeser heute zu Edeka, Aldi oder Lidl; dort soll es, davor soll es, das hört man gerade von Freunden, so voll sein, wie Herr Hügel zu seinen besten Zeiten. Also:

entspannen Sie sich (es ist wunderschön ruhig heute am Kirchplatz) staubsaugen Sie nicht und putzen Sie nicht (Sie kriegen eh keinen Besuch über Ostern), und immer daran denken: Es gibt keinen Krieg morgen, der Hektik rechtfertigt.

„Schön habt ihrs hier“, sagten gestern zwei Frauen von auswärts, und meinten, hier kann man bestimmt prima wohnen. Stimmt. Kann man, weil das Wohnen in alten, zum Teil über 300 Jahren alten Fachwerkhäusern schon etwas besonderes ist. Alles schief, kein Parkplatz vor der Tür, etwas umständliche Müllentsorgung, zwei sanierte Treppenzugänge, eine Piste für Rollstuhlfahrer, selten Leerstand, eine sanierte Kirche, absolute Ruhe (zur Zeit). – Jetzt, bald, wann? soll der Platz von einem Wuppertaler Planungsbüro beleuchtet werden. Uwe Knappschneider und Sonja Dinnebier (ihr Vater Johannes hat das Licht vor Jahrzehnten nach Deutschland gebracht) haben den Auftrag über einen einen Masterplan Licht von der Stadt erhalten. Die Bürger können mitmachen.

Webseite der Lichtplaner

Webseite von Licht im Raum, gegründet von Johannes Dinnebier

Links sind die Tische, an denen man nicht mehr sitzen darf, in der Mitte ist die Kiste für Zeitungen und Zeitschriften und daneben der Eingang, den man nur noch allein betreten darf. Der Kiosk von Ilona Grünewald ist über Ostern auf. Geänderte Öffnungszeiten, kein Verzehr im Laden (50 Meter-Regelung), sonst wie gehabt: Zigaretten, Bonbons, auch einzelne, gekühlte Getränke, die wichtigsten Zeitungen, Bild, Waz, Spiegel, Knallpresse, auch türkische, Paketdienst, Kekse, Feuerzeuge, Handy-Kabel- und Karten. Barzahlung. Der Kiosk wird überleben, Frau Grunewald ist gut vernetzt, beliebt, und zieht gerade von Wuppertal nach Neviges. – Dorfmitte, neben Café Göki an der Sprudelplatte.

Auf die Plätze, fertig, los, aber erst nach Ostern oder Pfingsten oder nach dem Tag der deutschen Einheit. Oder irgendwann. Bis dahin darf man träumen vom Achtminutenpils und Spießen à la Anna, aber nicht erwarten, dass alles bald auf dem Tisch steht. Im Vergleich mit anderen Orten ist Neviges gut dran. Es gibt nicht viel, das man vermissen muss, weil es vorher schon wenig gab. Der Bürgermeister macht alles richtig und ohne die übliche graue Weste. Sein Ostervideo (wer hätte gedacht, ihn je so locker zu sehen) gibts hier. Astrein.

Kaum noch SUVs in der Nevigeser Fußgängerzone (an der Karre des Mannes, erkennt man bekanntlich den Johannes, und wer will das ernsthaft?), und schon rüsten die Motorradfahrer auf. Wer mehr davon sehen will, geht heute und am Osterwochenende zur legendären Müllermilch-Kurve (ein beliebter Ersatz-Nürburgring) und nimmt vorsichtshalber den Personalausweis mit. Die Polizei hat sich angekündigt und will scharf durchgreifen. – Es kommt immer wieder zu artistischen Höchstleistungen. Eintritt nix, kleiner Vorgeschmack hier.

Kurze Wochenmarktübersicht aus Neviges (gegen 11 Uhr 40): Spargel ausverkauft, Kartoffel- und Eiermann doch da, Brötchen vereinzelt, Forellenmann ausverkauft, Holländer mit reichlich Matjes, unterschiedliche Preise bei Erdbeeren, viele Besucher mit Masken, großes bunte Eier-Angebot (30 Cent), endlich Erdbeerkuchen beim Schreihals, keine, wie erwartet, keine Parteien mit Reklameeiern, keine Polente und kein Ordnungsamt, warum auch: Alle Besucher brav mit Abstand anstehend, alle Besucher gut gelaunt, kaum Gruppen, was man auf dem Markt nie vermeiden kann.

Tulpen, hier 10 für 1,99 Euro, wachsen in diesem Frühjahr schneller als früher beobachtet, besonders die gelben von Netto in Neviges. Die Köpfe haben in zwei Tagen einen Schuss von rund 8 mm gemacht. Liegts am Wasser? Ist mehr Chlor in den Leitungen? Oder liegts am Stellplatz vor dem Fenster? – Übrigens: Der Eier- und Kartoffelmann aus Bottrop ist heute doch da. Schnell zum Markt, sonst sind die Eier weg. Auch Kondome könnten knapp werden (spiegel.de). Der weltgrößte Hersteller hat Produktionsschwierigkeiten. Wer vorsichtig ist, meldet sein Baby jetzt schon im Krankenhaus und im Kindergarten an.

Apropos Krankenhaus: Heute vor 190 Jahren wurde der Foto-Pionier Eadweard Muybridge geboren. Er gilt als "Großvater des Gifs“ und als Anwender des Nassplatten-Kollodiumverfahrens (monopol-magazin.de), und unterzeichnete seine Werke stets mit Helios.
(Foto: Creative Commons / via Wikimedia Commons)

Gibts heute goldene (Foto), rote oder gar grüne Reklameeier auf dem Wochenmarkt in Neviges? Oder (etwas platt gedrückt) im Briefkasten? Auch wenn da deutlich steht: "Bitte keine Werbung“? Abwarten, was und ob den Parteien was einfällt. Es ist, kriegt man nur auf Facebook mit, Wahlkampf. – Apropos Bitte keine Werbung: Der kostenlose Supertipp wird von Anwohnern auf und um den historischen Kirchplatz seit einiger Zeit vermisst. „Wenn wir im Urlaub sind", sagte gestern ein Rommelssiepener, "kommt das Blatt mit der Aldi-Beilage stapelweise, wenn wir da sind, kommt nix".

Man soll Zuhause bleiben, man darf Spazierengehen, man kann mit dem Hund raus, man darf mit dem Bus fahren, man kann ein Eis oder einen Kaffee kaufen und 50 Meter entfernt essen und trinken, man darf laufen, man soll sogar laufen, aber man darf sich in Neviges angeblich nicht mit einem Buch auf eine Bank setzen und lesen. Ob das stimmt, ist unklar (in Bayern darf man das inzwischen), wenn es stimmt, kann es teuer werden. – Wer heute zu zweit auf dem Wochenmarkt eine andere Person trifft (man trifft immer eine andere Person), hat die Auswahl: Man trennt sich. Oder man geht vorbei.

Die gute Nachricht: Mesut kommt wieder. Dauert noch, er sagte gestern: ein oder zwei Wochen. Und eine bescheuerte: Die Grußformel auf E-Mails: MfG (blöd genug) wird inzwischen häufig durch BSg ersetzt.

Stemberg ist ausverkauft. Kein Ostermenü zum Abholen oder vor die Tür stellen, nix geht mehr. Der Spitzenkoch aus Neviges (mehrere Sterne von der Reifenfirma hintereinander, eigene Bushaltestelle – das hat nicht mal der Bürgermeister geschafft) will seine Fans Ostermontag informieren, wie und womit es nach Ostern weitergeht. Apropos Lukrafka: Der Spitzenpolitiker kriegt mehr Geld. Alle Bürgermeister kriegen mehr Geld. Soll ein Anliegen der NRW-Landesregierung gewesen sein. (Foto, bearbeitet: Haus Stemberg)

Die Telefonzellen der Telekom sind inzwischen genau so mager wie die DSL-Geschwindigkeit der Telekom in Neviges Mitte. Die Tagesschau ruckelt (egal, es geht eh nur noch um ein Thema), die, die nachts nicht schlafen können (soll vorkommen, wenn man tagsüber pennt), denken an die frühere Versprechungen der Stadtwerke und fragen sich, warum der frühere Bürgermeister nicht die Gunst der Stunde nutzt und auf der Stelle sein flottes Netz anwirft. Was fehlt, ist eine LED-Wand am Nevigeser Busbahnhof mit Versprechungen, Visionen und anderem Blödsinn. Wenn schon Lügengeschichten, dann bitte elektronisch.

Mein Parkplatz, mein Parkplatztor – mein Einfahrtfreihaltenschild am Busbahnhof in Neviges, damit das Gestrüpp wachsen und gedeihen kann. Hübsch, aber Quatsch, weil die Zufahrt der Einfahrt bereits für Nichtanlieger verboten ist (Busbahnhof). Und mal ehrlich: Wer lässt sich sein Leasing-Auto schon freiwillig gern verkratzen? Gibt nur Ärger bei der Rückgabe.

Kann man nicht schöner ausdrücken oder ausdrucken: Schuh to go beim Maier in Neviges. Einfach die Nummer im Schaufenster merken und den Olaf anrufen. Die Frau mit den zwölf Paar Schlappen, liegt übrigens im neuen Karotrend auf dem Laminat. Gabs früher bei der Kati und noch früher bei jedem zweiten Mann in Neviges. Gucken Sie mal hier, wer alles dabei gewesen ist.

Nicht verkehrt, wenn man sich rechtzeitig eine Nähmaschine in Neviges besorgt hat (ja, das konnte man mal) und ein Kästchen Latex-Handschuhe für den Fall eines Außerhausaufenthaltes. Jetzt sind die flutschigen Helfer gerade ins Gerede gekommen, weil sie oft mehrfach angezogen werden. Für alle, die sich nicht auskennen, gibts eine einfache Regel, an die sich auch Ältere sicher erinnern: Einmal benutzen, wie Kondome, die man früher Pariser nannte.

Wie oft vor und nach Feiertagen, ändern sich die Abfuhrtermine in Neviges. Freitagsabfuhr ist Donnerstag. Donnerstagsabfur bleibt Donnerstag, das wars auch schon. Kann man sich gut merken. – Wer mehr wissen will, zum Beispiel was mit Ostermontag ist, kann sich die zuverlässige MyMüll-App aufs Handy laden. Gibts hier, ist kostenlos und aktueller als der Abfallkalender. Die Mülleimer vom Kirchplatz müssen seit einiger Zeit auf die Straße gerollt werden. Eine Piste (Link hier) ist da.

Übriges: Alis Food Point am Busbahnhof ist wieder auf. 

Völlig unerkannt und stilvoll vor der Eisdiele und beim Ali anstehen und 50 Meter weiter zum Verzehr durch Neviges laufen mit dem Inkognito-Hut von Tragbar im Bahnhofsviertel. Gabs neulich für kleines Geld im Osterzimmer, das wie alle Einzelhandelsflächen in Neviges zu machen musste. Schade, die haben immer so tolle Sachen. – Die weiteren Aussichten kommen heute vom ADAC: Der Verein erwartet erstmals seit Jahren zu Ostern keine Staus. Link hier.

Der Brunnen in Neviges war früher gemütlicher, aber das Wetter war nicht besser. Gute Zeit, rauszugehen, aber alleine. Zu zweit ist das Risiko jemanden zufällig zu treffen mit Kosten verbunden. Bleibt man stehen und grüßt freundlich und fragt: Wie gehts, was macht die Oma, der Opa?, sind 600 Euro oder mehr fällig. – Sonst alles prima. Das Innenministerium in Berlin prüft gerade die Wiedereröffnung kleiner Einzelhandelsflächen in Deutschland. Neviges wäre fein raus.

Home Office kann die Hölle sein. Das Kind weint, die Frau nervt (oder der Mann), die Waschmaschine rattert, die Tante ruft an, der Hund muss mal, die Video-Konferenz dauert 2 Stunden, das Internet ruckelt (Nevigeser kennen das), die Frühstücksreste stehen rum, der Anrufbeantworter blinkt, der Paketbote schellt, die Katze sitzt auf der Tastatur, o2 will zum Verrecken ans Fenster. Wie soll man sich da auf Arbeit konzentrieren. Könnte man, wenn man in Neviges tagsüber ein Hotelzimmer mieten könnte. Aber darf man das? Muss man dann seinen Kaffee vor dem Hotel entgegen nehmen und sich 50 Meter entfernen?

Edit: Endlich als Rentner in Ruhe zeichnen und Musik hören und sich nicht vom schönen Wetter ablenken lassen. Das Café drüben und die Eisdiele ist eh geschlossen. Da schafft man was weg. 

Neulich erzählte ein Nevigeser: "128 Euro und 50 Cent habe ich zahlen müssen für eine weggeworfene Zigarettenkippe". Ein anderer zeigte empört auf den sauteuren Abfallbehälter: „Kein Zigarettenloch. Haben die vergessen“. Noch einer sagte: “Die Bänke sind unbequem und der Sockel dahinten vor dem Gestrüpp ist viel zu hoch zum Sitzen“. Dann kam der nächste und regte sich über das 9x9 Felder große Sprudelfeld auf: „Man könnte hier Schach spielen, wenn die Planer nicht so dösig wären“. – Ja: Die Liebe fehlt. Zum Detail, zum Stadtteil.

Tja, liebe Leser aus Neviges und anderswo, vor einem Jahr haben wir noch das Grundgesetz gefeiert. 70 Jahre Grundgesetz in Deutschland. Jetzt lernen wir ein paar Brocken Italienisch, um zu verstehen, was unter den Bildern geschrieben ist, die uns täglich erreichen, um freudig hinzunehmen, was aus diesem schönen Gesetz geworden ist. Hoffen wir mal, dass die Obrigkeit sich nicht an den Zustand der neuen Macht gewöhnt und es nicht zum Schlimmsten kommt: In Südafrika ist inzwischen der Verkauf von Zigaretten und Alkohol verboten worden.

Bei Netto in Neviges gibts übrigens schwarze Latexhandschuhe.

Im Nachhinein stellt sich die Frage, warum die katholischen Eigentümer des leerstehenden Franziskanerklosters sich nicht rechtzeitig eine sinnvolle Nutzung des hübschen Gebäudes vor dem Nevigeser Mariendom ausgedacht haben. Die Auflösung der Klostergemeinschaft war frühzeitig in Köln bekannt. Inzwischen, hört man, werfen die üblichen Investoren einen Blick drauf. Wie immer liegt das Geld auf der Straße: Stuhlkreisturnen mit Corona-Überlebenden auf Kopfsteinpflaster? Gläsender Treppenlift? Außengastronomie mit Parkplatz nebenan? Abwarten.

Wird doch noch gekocht in Neviges? Oder holen jetzt alle Einwohner jeden Tag Pizza und Nudelgerichte irgendwo vor der Tür ab? Sieht so aus, zumindest hier auf dem historischen Kirchplatz: Neue Kübel, der linke sogar mit pfiffiger Beleuchtung im Ufostil, und jede Menge Kräuter für selbstgekochtes Essen. Auch die Bank ist neu, und was auffällt, es gibt neuerdings weniger parkendes Blech, das so gar nicht zu den hübschen Fachwerkhäusern passt. Gut so.

Die beste Gelegenheit den Nevigeser Mariendom, den Affenfelsen von Gottfried Böhm von innen kennenzulernen, ist jetzt in der Karwoche. Mucksmäuschenstille, keine Messen und Andachten, auch Ostern nicht, was es in der Geschichte der weltberühmten Kirche noch nicht gegeben hat. Immerhin ist "unter Beachtung der bekannt gemachten Hygieneregeln für das persönliche Gebet geöffnet“, und zwar täglich von 9 bis 17 Uhr. Das Pilgerzentrum (Foto unten) bleibt bis auf Weiteres geschlossen. Auch im Dom gilt: Abstand einhalten, keine Gruppen.

Wer von außerhalb anreist, sollte die sich die Corona-Regelungen in seinem Bundesland und in NRW ansehen. Private Übernachtungen in NRW koste schnell 500 Euro zusätzlich.

Und sonst? Heute bis 15 Grad, morgen bis 20, Montag bis 22. Frau Utter hat die Rüger-Schaufenster neu dekoriert. Der Schneider näht weiter, auch Sonderanfertigungen. Kein Gottesdienst im Mariendom. Es gibt Hefe bei Netto (macht keinen Sinn hinzurennen, ist vermutlich schon weg). Spar-Alarm bei Netto: Ein Euro Sofortrabatt ab 10 Euro Einkauf. 10 Corona-Tote im Kreis Mettmann. Donnerstag ist Wochenmarkt. Kiosk ist auf. Eisdiele auch. – Und eine Frage, die gestern eine Frau am Busbahnhof in Neviges gestellt hat: „Mein Freund hat zu mir gesagt, ich hau ab, wir passen nicht zusammen. Ist das schlimm?“

Das Schild an der Tür von Mesuts Pavillon in Neviges macht vielen Nevigesern etwas Sorge. Was meint er mit „Unser Geschäft bleibt geschlossen“? Jetzt, während der Krise? Oder schlimmer? Mesut Ardic, der Gurkenkönig, der Liebling aller Frauen (und Männer mit Einkaufszetteln), der Beste, der letzte verbleibende Obst- und Gemüsehändler im Kaff, gehört zu Neviges wie kein Zweiter. Klicken Sie bitte den Link auf Freddy an (Sie ahnen schon, was jetzt kommt?), und hören Sie nur kurz rein.

Edit: Mesut kommt wieder. Nach Corona. Seine Frau hat sich Samstag gemeldet. Ihr Laden in Langenberg ist übrigens auf.