Mitnehmen darf man nix, aber angucken. Wenn man kurz überlegt, ob man nicht doch, nur dieses eine Mal ... und vorbei geht in Richtung Eisdiele, und sich dann nochmal umdreht: Sind die Barhocker weg. Merkwürdige Regel in Neviges (man kann einiges finden, besonders auf dem Reichenhügel), aber Gesetz ist Gesetz. Was als Sperrgut rumsteht, gehört der Stadt.

Gibts übrigens bei Amazon in rot, schwartz, weiß und lindgrün für 74 Euro 90 und in grau und pufflila für nur 64 Euro 90 im Zweierpack. Aber man soll ja nicht bei Amazon ...

Hier gehts nicht um attraktive Männer im besten Alter, sondern um Männer mit attraktiven Handwerks-Berufen. In der Mitte steht Schneider Ammar (in Neviges bekannt durch seine Corona-Masken) und daneben die beiden Trockenbauer, Maler, Schreiner und was die sonst noch drauf haben. Die Truppe hat in den letzten Tagen kräftig reingehauen und aus der Änderungsschneiderei von Rita ein wahres Schmuckstück gemacht. Seit gestern wieder eröffnet und: Sehenswert.

Untenrum sehr ruhig, obenrum ein paar Luftballons beim Olaf, ein paar Leute vor Katis Boutique, das wars. Die Öffnung der Läden machte sich gestern kaum bemerkbar. Kein Massenandrang wie erwartet oder befürchtet, kaum Diskussionen über Merkels Kampfangriff, vereinzelt Masken beim Personal, viele Hinweisschilder und Sicherheitsabstände, ein Kontrollauto vom Ordnungsamt, glückliche Rügerkunden, sonst eher still. Unerwartet still, wie vorher in Neviges.

Ach, ist das schön. Steht nicht in Japan, auch nicht im Skulpturenpark in Wuppertal, sondern in Neviges: Baum vor der Sparkassenbrücke (Foto oben) und Plastik vor Frisörmeister Droste. Haarschneidemodell einer Auszubildenden? Erinnert ein wenig an die Frisur von Klaus Rinke aus Düsseldorf, auch David Bowie hatte mal eine schöne Frisur.

Frauen können seit Wochen nicht mehr schlafen, Männer mit Einkaufszetteln sind verzweifelt (der hat mir immer das Wechselgeld so schön rausgegeben), Babys fragen nach Onkel Mesut, Opa Mesut und Papa Mesut und können angeblich nur mit Rohypnol und ähnlichen verschreibungspflichtigen Bonbons ruhig gestellt werden: Ein Teufelskreis. Das Drama ist bald vorbei. Nach drei Wochen Urlaubsabwesenheit im Garten, kehrt Mesut nach Neviges zurück. Am Donnerstag ist er wieder da.

Ja, das ist toll. Inzwischen wurden von Netto alle Nevigeser Haushalte mit Mehrlagen-Klopapier versorgt, es gibt freies Wlan, meterweise Alkoholikerbedarf, ein Hammer-Knallpresseangebot, Jägermeister im Angebot für die Großen und Haferflocken für die Kleinen, kaum Quengelartikel vor den Kassen, Einweghandschuhe am Brotregal, Parkplätze im Keller, muss ja nicht jeder sehen, wenn man arm ist (0,5 Liter Bier für 29 Cent), montags und donnerstags frische Blumen, Fahrradständer draußen, Abstandmarkierungen vor den Kassen, täglich frische Erd- und Himbeeren. Und alles um die Ecke. Selbst die Durchsage: „Die Kasse 2 öffnet in Kürze, bitte stellen Sie Ihre Waren bereits auf das Band“ klingt neuerdings wie Poesie. Gute Nachricht 2

Zu mir? Oder zu Dir? Ist mir egal. Hauptsache, das Bett ist frisch bezogen und Du ziehst schon auf dem Flur das schicke Frühlingskleid von der Kati aus, lässt die Hacken vom Olaf und die Maske vom Ammar an, und der Champagner von Bettina und die Pariser von Martina sind kaltgestellt. Fein, Du, ich freu mich. Danach lese ich Dir was aus der neuen Gala von Vera oder aus dem neuen Sibylle-Buch vom Alexander vor, wir qualmen eine Zigarette von Illona, Du rufst den Sascha oder den Toni an, damit wir was zu knabbern haben, und morgenfrüh gibts Biokonfitüre und Brötchen von Anastasia und Miroslav und frische Erdbeeren von Mesut (hoffentlich hat er auf) mit Schlagsahne von Mario und Silvia. Danach beziehen wir unser Bett.

Die Woche in Neviges beginnt prima. Der Einzelhandel hat wieder auf, und zur Feier des Tages gibts auf diesem Blog eine Woche lang nur gute Nachrichten.

Radfahrer-Schild am Seiteneingang der Nevigeser Fußgängerzone (Höhe Eisernes Kreuz), Radfahrer-Schild ein paar Meter weiter hinter der Hauptzufahrt der Nevigeser Fußgängerzone. Um diesen und anderen Schilder-Blödsinn wollte sich die Aufenthaltsqualitätabteilung der Stadt schon vor Jahren kümmern. Sobald sie aus den Corona-Ferien ist, sind alle Mitarbeitenden an diesem Jahrhundertprojekt herzlich eingeladen, mal vorbeizuradeln. Wegbeschreibung nach Neviges gibts bei Google, Helme (viele Autos hier) gibts bei Tüller.

Arbeitslose, Rentner, Hartzvierer und Kranke in Neviges kriegen oft gar nicht mit, ob gerade Montag oder Samstag oder Mittwoch ist. Freunde melden sich selten, Internet, sofern vorhanden geht langsam (oft Tage zurück). Da kann man in Neviges froh und dankbar sein, wenn sonntags von 10 bis 10 Uhr 15 die Kirchenglocke klar und deutlich an den Tag erinnern und man aus dem Bett fällt. Danke an die, die unten am Seil oder auf der Wippe ihren tollen Job machen.

Irgendwas los oder lose in Neviges? Nix. Nur eine Mitteilung der Deutschen Psychiater auf dem AB: "Da wir zur Zeit mit Anrufen überschwemmt werden, möchten wir Ihnen mitteilen, dass es völlig normal ist, wenn Sie in Zeiten der Quarantäne versuchen, Bilderrätsel zu lösen und an Ihrem Verstand zweifeln. Bitte rufen Sie uns nicht an. Die Lösung ist 15. Danke Ihnen“.

Wenn man älter wird, hat man nicht nur weniger Zeit und weniger Geld oder gar keins, man wird auch noch täglich mit Kack-Rentnerreklame zugemüllt. Auf vielen Rentnerfestplatten und Rentnerhandys passt nicht einmal mehr das aktuelle Lieblingsvideo (schade, hätte Ihnen gefallen) und der Pdf-Stapel Mahnungen vom Finanzamtes, der Krankenkasse, der Gebühreneinzugszentrale und dergleichen drauf.
Foto: Anna Schwartz

„Unser tägliches Buch gib uns heute“, schrieb eben ein Leser aus Neviges, „kommt da noch was? Von Rüger, wenn es geht“. Hier ist es! Das Tier ist vom Velberter Künstler Hartmut Barleben (vor einigen Jahren gestorben), der solche Werke aus Holz auf dem Balkon gemacht hat. Und die Stühle sind von Fritz Hansen, falls mal wieder Besuch kommen darf. 4 schwarze, ein roter. – Musik gibts auch (da sieht man, wie wichtig ein guter Haarschnitt ist). Kann man hier anhören: Heaven 17 and La Roux – Temptation.

Einmal leer. Immer leer. Ist kein Fluch. Ist Marktwirtschaft. Zu teuer, zu klein, zu groß, zu weit weg vom pulsierenden Leben in Düsseldorf, falsche Straßenseite, falscher Vermieter, ungünstige Schufaauskunft, falsche Religion, passt nicht, geht nicht, falsche Branche, hohe Nebenkosten, zugezogen, Migrationshintergrund, doofe Lage, doofe Nachbarn, zu laut, kein Parkplatz, keine Teeküche, kein Klo, nicht katholisch, feucht, kein Internet, o2 geht nicht, Staffelmiete. Es gibt 1000 Gründe, warum Mietverträge in Neviges nicht zustande kommen. Warum? Darum.

Gibts was Neues in Neviges? Ja, Acker hat ein Elektrofahrrad, Ralle hat die dicksten Reifen. Hügel wird vermisst. Hugo ist in Münster. Mausi darf nicht. Regina heiratet. Stefan hat einen Siebentagebart. Mesut fehlt. Ammar renoviert. Aksu langweilt sich. Ulla ist wieder da. Kati macht Dienstag auf*. Bettina auch. Die Rügerfrauen Montag. Hans-Werner auch. Olaf gibt Prozente. Rainer will. Esther auch. Dirk trägt wieder Anzüge. Detlef Hosenträger. Norbert ist im Fernsehen. Internet wackelt. Küssen (zwei Meter Abstand) bleibt verboten. Och komm, Kleine (Kleiner), du willst es doch auch.

Stefan (der Große) macht jetzt alles selbst. Ab Dezember gibts das schnelle Internet der Stadtwerke für 19 Euro 95 mit 1000 Megabit pro Sekunde. Externe, sagte er der wz, konnten Zuverlässigkeit und Nachhaltigkeit nicht leisten (Schenkelklopfen!!). Und in der waz gibts die Nachricht doppelt. Einmal hinter der Bezahlschranke und einmal (Link hier) als Anzeige.

Korrektur: *Kati macht Montag wieder auf.

Erst werden die Läden wieder aufgemacht (Neviges hat gar keine über 800 Quadratmeter, außer Supermärkte), dann darf man zum Frisör und geheiratet werden darf bald auch wieder. Die Nachrichten überschlagen sich zur Zeit. Wenn dann noch irgendwann die zwei Kneipen und die drei Cafés am Start sind, ist alles wie gehabt, sofern das überhaupt Sinn macht. Viele Nevigeser haben nix mehr im Portemonnaie.

Man muss gar nicht jeden Tag das Pizza- oder Stemberg-Taxi in Neviges anrufen. Eine einfaches, kräftiges Abendbrot kriegt man auch ohne die geringsten Kochkenntnisse hin. Scheibe Brot, dick Gute Butter, eine feine Gürkchengarnitur (nicht im Bild) und ein Kochbeutel-Tee reichen für eine geruhsame Nacht. – Herr Lukrafka hat vorhin in einer Pressemitteilung darauf hingewiesen, dass die Schultoiletten in Velbert in einem vernünftigen Zustand sind. Astrein! Tee weglassen. Bierchen her.

Der Juniorchef vom Blumenstand auf dem Wochenmarkt hat sich gestern richtig ausgekotzt aufgeregt: "Hier stehen Kunden mit gekreuzten Beinen vor mir, weil sie dringend pinkeln müssen, besonders die Alten, die müssen ja öfter, und die Verantwortlichen verweisen auf das Klo am Nevigeser S-Bahnhof. Sollen unsere Kunden mit dem Rollator dahin fahren oder Windeln tragen?“ Die Standinhaber tragen übrigens Gummihandschuhe, weil sie sich nirgendwo die Hände waschen können. 

So siehts aus, wenn die Obrigkeit alle Schatten spendende Bäume auf der Sprudelplatte in Neviges absäbeln lässt, und die Untertanen Schatten vor Gökis Café suchen müssen. Etwas unbequem mit dem Draht unterm Hintern, aber irgendwo muss man sich mal kurz ausruhen, wenn man die Treppen zum Kirchplatz nach einem langen Spaziergang nicht mehr hochtanzen kann.

Heute Abend um 19 Uhr 30: Norbert Molitor und seine Heimat Neviges auf wdr-Lokalzeit Bergisch Land. Der Film soll schön geworden sein. Also Flachdingsbums einschalten und Bier aufmachen. Frau Stellwag vom Nevigeser Weinladen kommt auch drin vor. Wer noch? Wird nicht verraten. Ab morgenfrüh gibts den Film auch in der wdr-Mediathek.

Edit: Gibts jetzt schon bei Facebook.

Göki hat auf, Illona hat auf (Straßenverkauf), und der Laden dazwischen (hier ein altes Foto) wird seit gestern wieder einmal vermietet. 200 Euro, zuzüglich 100 Euro Nebenkosten und 600 Euro Kaution. Beste Lage in Neviges, klitzeklein (29 Quadratmeter), aber Steve Jobs hat auch mal in einer Garage angefangen. (ebay-Kleinanzeigen)

Gleich ist Wochenmarkt in Neviges. Empfehlung heute: Baguette oder Brötchen vom Schreihals, Reibekuchen mit Apfelmus vom Schwarze, Matjes mit Zwiebeln vom Holländer, Eier (die kleinen für 10 Cent) vom Italiener und hauchdünn, seidenpapierdünn geschnittene Salami (Foto) vom Kuhlendahl. Gourmets loben diese leckere Spezialität als Eifelturm-Salami, weil man bei klarer Sicht durch die Salami bis zum französischen Wahrzeichen sehen kann. Der Eifelturm-Kaffee dagegen, eine dünne, gefilterte Spülwasser- bzw. Rentnerbrühe, wird in Neviges kaum noch angeboten – und ist nicht zu empfehlen.

Der Wahlkampf zur Bürgermeisterwahl im September kommt nicht so richtig in die Pötte, weil Versammlungen in Neviges zur Zeit verboten sind. Gruppierung alleine ist möglich, Gruppierung (Foto unten) ist streng untersagt: Fehlender Abstand, Vermummung der oberen Gesichtshälften. Macht zusammen: 600 Euro, zuzüglich Kosten für ein Personen-Feststellungsverfahren auf dem Polizeirevier, wenn man den Perso nicht dabei hat. Ob die Wahl stattfindet, entscheidet angeblich Herr Lukrafka und sein Wahlkampfleiter Böll (stimmt das wirklich? Hilfe!) demnächst im Rathaus.

Alle räumen auf, keiner weiß wohin mit dem Müll, und jetzt kommt die gute Nachricht für Nevigeser Männer, die wie überall für den Müll zuständig sind. Der Wertstoffhof ist ab am Montag wieder geöffnet. Anlieferung ausschließlich mit PKW, maximal 2 Personen, längere Wartezeiten, aufgrund der Abstandregelungen. – Und es kann voll werden. (Industriestraße 33)

Übrigens: 3 x 5 - 10 ist nicht 5 oder 9 oder 15 oder 6, sondern ein Virus für devote Facebook-User, die sich vorführen oder mal richtig demütigen lassen wollen.

Frau Gökcen Malkoc, beser bekannt als Göki, macht morgen zum Wochenmarkt ihr Café an der Nevigeser Sprudelplatte auf. Kein Verzehr drinnen (die Vorschriften) aber alles, was man von einem guten Café in Neviges erwartet, nur eben 50 Meter weiter. Die Königin der Gastfreundschaft (Foto) wartet sehnsüchtig auf normale Zeiten.

Was man beim Aufräumen alles finden kann, zeigen die beiden Fotos vom Nevigeser Kirchplatz. Oben ein dicker Band mit Briefen, Zetteln und Fotos der berühmtesten Blondine aller Zeiten, unten das dünne Büchlein von Wolfgang Welsch, etwas handlicher und für einen Philosophen durchaus verständlich auch für Nichtphilosophen geschrieben, was längst nicht jeder Philosoph kann und will. Camus Pest ist übriges auch wieder aufgetaucht.