6.10.20

Heute gibts Neuigkeiten von Freitag, von Herrn Freitag (hier mit Kumpel Dirk Lukrafka vor rund 40 Monaten beim Spatenstich). Der Chef der Breitbandkabelverlegefirma verbuddelt viele Millionen in der Erde, um in Neviges und den beiden anderen Stadtteilen irgendwann schnelles Internet in die Häuser zu bringen. Wann? Dann! Die weiteren Aussichten für Neviges: Hühnersuppenwetter! (Foto: 30.6.2017)

5.10.20

Über Paris und Berlin (weit weg) wollen wir hier nicht reden. Oder doch? In Paris werden alle Cafés und Bars geschlossen, in Berlin gibt es die meisten Fälle unter den 20- bis 29-Jährigen (die Stadt will jetzt im öffentlichen Raum den Kontakt auf 5 Personen beschränken) und bei privaten Treffen darf dann pro 10 qm Fläche jeweils nur eine Person anwesend sein. Nach 23 Uhr darf nicht weitergesoffen werden, was in Neviges nicht extra verboten werden muss, weil es in Neviges kein Nachtleben gibt und die Kneipen eh zu machen, wenn keine Gäste mehr da sind. Insofern: Fein hier. Noch.

Die Tagespost, Katholische Zeitung für Politik, Gesellschaft und Kultur aus Würzburg, veröffentlicht heute einen ausführlichen Artikel über die Nevigeser Franzosen, also über die Priester-Gemeinschaft St. Martin, die im September die Gemeinde (und die Wallfahrt) von den Franziskanern übernommen haben. Auch wenn bei der Einführungsmesse in nur der gregorianischer Introitus Salve, sancta parens zu hören war, schreibt der Autor, wird die Gregorianik wieder jeden Tag in Neviges zu hören sein. Ja, das sind Neuigkeiten, die erwartet worden sind, kurzum: es bewegt sich mehr als die Kanzel über den Köpfen der Gemeinde. Übrigens: Man muss gar nicht alles verstehen. Die Polenmessen sind gerade deshalb bei Nichtpolen so beliebt, weil man nix versteht, und Opernliebhaber und Zappa-Anhänger (der nuschelt oft, aber die Musik ist schön) haben sich längst am Nichtverstehen der Texte gewöhnt. Link zur Tagespost hier.

Die neue Software zu diesem Blog (von Google) zählt nicht nur die Besucherzahlen (gestern 1334, vorgestern 1299), sondern sagt auch, wo die Besucher wohnen. Die meisten kommen aus Deutschland, gefolgt von den Vereinigte Staaten, Frankreich, Spanien, Rumänien, Niederlande, Schweiz, Griechenland, Portugal, Italien, Belgien, Tschechien, Irland, Vereinigtes Königreich, Australien, Kroatien, Kolumbien, Vereinigte Arabische Emirate, Finnland und in weiteren Ländern. Viele kommen über Facebook und Google und Bing, der häufigste Browser ist Chrome, gefolgt von Safari und Firefox, das häufigste Betriebssystem ist Android, gefolgt von Windows. Insgesamt wurde 42553 Neviges über 2,3 Millionen Mal (2338174) aufgerufen, wobei nicht von Anfang an gezählt wurde. 

Weitere Daten werden angeblich nicht erhoben, zum Beispiel die Zahl der Frauen im Vergleich zu Männern, aber eins war schon ewig so: Samstags kommen weniger im Schnitt, Montagsmorgens die meisten. Seit Corona hat sich das ein wenig ausgeglichen. Beliebteste Themen sind Sterbefälle, gefolgt von Nachrichten aus dem Nevigeser Einzelhandel. Kultur interessiert kaum, der Wochenmarkt, Kati, die Eisdiele und der Mariendom sind sehr beliebt. Interessant: Die meisten E-Mailschreiber sind Frauen. Beklagt wird (sehr häufig) die Politik, gefolgt vom Leerstand. Viele Ex-Nevigeser, die (häufig) die Ortschaft besuchen, sind sehr enttäuscht vom heutigen Zustand ihrer früheren Heimat.

Innen viel Zucker, aber Rauchen verboten. Wo soll man nur in Neviges überwintern, wenn es innen kein Wlan gibt und es außen so kalt ist, dass man kaum das Espressotässchen halten kann, geschweige denn eine warme Zigarette? Kein Wunder, wenn alle im Winter zu Hause bleiben und im warmen Bett rauchen fernsehen. 

4.10.20

Irgendwas los heute Nachmittag in Neviges Mitte, Rosenhügel oder Tönisheide? Bestimmt. Aber nix Aufregendes, da muss ein Katzenbild her, wenn sich nix Besseres findet. Und es findet sich immer was. Also: Begrüßungsschild am Gelben Haus für Mieter, Taxifahrer, Paketboten, Feuerwehrleuten, Zeugen Jedingswas und so weiter. Foto (danke, danke) Regina und oder Marco. Wie immer bearbeitet, nämlich 640 Pickel breit.

Im Januar werden die gelben Säcke in Neviges abgeschafft. Wer keinen Platz für einen neuen gelben Mülleimer hat, soll sich nach Ansicht der Behörde mit den Nachbarn verständigen, die in der Regel auch keinen Platz für einen gelben Mülleimer haben – und sich die Kosten teilen. Kompliziert.

Poesie am Sonntag: Rosen wachsen zwar auf Erden, aber ohne Dornen nicht, Norbert (Name geändert) willst Du glücklich werden, so vergiss den Heiland nicht. War schon schön früher. Jedenfalls schöner als das hin und herwhatsappen im Café, wenn man an einem Tisch sitzt. In Neviges wird kaum noch miteinander gesprochen. Mit wiegehtsallesklar? kommt man gut über die Runden.

Der Neviges-Blogger war gestern im Franzosenkloster. Großartiges Gebäude (so schön wohnt keiner in Velbert, auch kein besserverdienender Unternehmer oder Lokal-Politiker), großartige, freundliche, fein gekleidete Bewohner aus Frankreich, Belgien und Deutschland. Und weil es so schön war, gibts ein Doppel-Selfie von Abbé Phil und Norbert. Allerdings, da gibts keine Ausnahme, werden Doppel-Selfies auf diesem Blog nie veröffentlicht. Dafür ist Insta und Facebook da. Mit den Neuen wird die Nevigeser Wallfahrt wieder auferstehen. Nicht einfach, aber machbar, wenn man Ideen hat und noch nicht im Treppenlift-Alter ist. Herr Laschet kann den Papst ausladen, Herr Lukrafka kann den Italienisch- und Spanischunterricht absagen sich weiterhin ganz auf seine Schäfchen konzentrieren.

3.10.20

Apropos Deutsche Einheit: Wann feiert Velbert Mitte, Velbert Langenberg und Velbert Neviges eigentlich? Herr Heimlich, Velbert Marketing, Herr Wulfhorst, sind Sie im Bilde?

Kaum noch Wahlplakate in Neviges, keine Dirkvideos auf Facebook. Keine Paddelboote, keine Apes, Kugelschreiber, Schokotäfelchen, Sonnenschirme, keine Pfefferminzdöschen, Fähnchen, Einkaufswagenersatzmünzen, Klapptheken, Flyer, Politiker und Politikerinnen mehr in der Fuzo. Nach der Wahl ist gar nicht vor der Wahl, sondern endlich Ruhe. Die weiteren Aussichten: Warmes Essen beim Knapp, lahmes Internet am Kirchplatz, immer noch Ampeln vor dem Baustellenklo. Warten auf den Papst. Sobald im Rathaus ein Sandkasten steht zum Üben (lachen Sie nicht, klicken Sie hier), erfahren Sie das auf 42553 Neviges.

Früh lohnt sich, wenn man fleißig ist. Ali vom Nevigeser Foodpoint am Busbahnhof spendiert allen Grundschulkinder für jedes Sehr Gut in der Schule eine kleine Portion Pommes. Streber sollten aufpassen. Jeden zweiten Tag Pommes kann schon in jungen Jahren auf die Hüften gehen, und dann wird das nix aus der späteren Instagram-Karriere oder aus GNMT. Auch IWMM (Irgend Was Mit Medien) setzt Zähigkeit und Dünnsein voraus. In großen Agenturen (14 Stundentag, oft auch samstags) ist es ab Kleidergröße 34 nicht einfach.

Zu den Dingen, die bald fehlen werden, zählen die Lampen im Nevigeser Gebrauchtwarenviertel und die Prozente, die es bei Aktionswochenenden jahrelang gab. Demnächst, so die Vorstellung, sollen die Leute ihre hübschen Sachen in Velbert abgeben, insofern kann man hoffen, dass Lampen dieser Art noch billiger im Sperrmüll landen. Wer fährt schon gern mit einer Lampe auf der Schulter im Bus oder auf dem Fahrrad nach Velbert Mitte? Also, Das wird nix. Wenn SoS keine Sammelstelle im Dorf einrichtet, wirds dunkel für den Laden. Wetten?

2.10.20

Der Lieblingsmaler vieler Zahnärzte, Internisten, Gynäkologen, Heilpädagogen und anderen wichtigen Menschen mit Wartezimmern ist in der Nevigeser Vorhang- beziehungsweise Einbildgalerie gelandet. Joan Miró, Spanier, wie Picasso, wurde viele Jahre als Post- und Glückwunschkartenmaler zu Unrecht unterschätzt. Seine Motive: Mond, Sterne, Vögel, Augen und immer wieder Frauen zählen zu den bekanntesten Symbolen der Kunst, seiner Kunst, im 20. Jahrhundert. Der Meister malte wie ein Fließbandarbeiter oft an 10 oder mehr Leinwänden gleichzeitig. Kein Eintritt, kein Zutritt. Hinter der Pflegeoase.
 


Gibts was Neues? Ja, seit heute bei Herrn Aksum. Sofa aus echtem Leder für Stammgäste, und direkt neben dem riesigen Flachfernseher, der mit dem Internet verbunden ist. Fotos oben: Juniorchef mit Freunden, Foto unten: Sofa pur. Noch was? Ja. Ali vom Busbahnhof verschenkt seine beiden inzwischen berühmten Vögel, den riesigen Käfig und seine Futterbestände. Nicht ans Ordnungsamt, die können ihn mal, sondern an echte Vogelliebhaber. Abholung im Foodpoint.
Kaum meckert man etwas über Architekturdummheiten in Neviges, flattern auch schon die ersten großartigen Beispiele rein. Frisch gestrichenes Haus in Rosenhügel mit Farbdingern in der Tradition von Malewitsch und Josef Albers. Beide Künstler liefen erst im Spätwerk zur quadratischen Höchstform auf.



Sind die Gebete in Neviges erhört worden, oder gehts dem Ministerpräsidenten in NRW nur um schnöde Wahlkampfhilfe? Egal. Herr Laschet hat den Papst eingeladen, und sollte der Papst nach Neviges kommen, geht das Dorf ab wie Tesla- oder Apple-Aktien.  Abwarten, hoffen, weiterbeten.

1.10.20

Zum öffentlich zugänglichen Wlan in Neviges kann man nur sagen: Mangelhaft. Oder schlimmer! Es gibt nämlich nur wenige Läden und Kneipen, die Wlan haben. Einige knipsen nach Feierabend den Zugang aus, weil sie Angst vor Pennern haben, die sich auf ihre Kosten bei Xing oder Stepston einloggen oder eine warme Decke bei Otto bestellen könnten. Völliger Quatsch, es gibts gar keine Penner im Pilgerort. Wer hätte gedacht, dass ausgerechnet Ahmet Akkus Männer-Kneipe im Bahnhofsviertel das beste Wlan im Kaff hat?
Am ersten Markttag im Monat ist immer mehr los, weil die meisten Nevigeser frisches Geld auf dem Konto haben und sich wieder etwas gönnen können. Tipp für heute: Mettwürstchen beim Kuhlendahl, Eier beim Kartoffelmann hinter der Fußgängerampel (10 Stück ab ein Euro, manchmal sogar für nur 99 Cent), Oliven bei den Feinkostmännern vor der neuen Fahrschule (je schrumpeliger, knittriger und dunkler sie aussehen, desto besser schmecken sie) und Berliner beim Schreihals. Der Samstagswochenmarkt in Langenberg fällt übrigens aus (Tag der Deutschen Einheit), der Wlan-Hotspot vor Mario ist übrigens scheiße, und Herr Rimpel hat übrigens neue Öffnungszeiten.

30.9.20

Das sind nicht Thelma und Louise, sondern Simone (links) und Kati (rechts) aus 42553 Neviges, die bald eine neue Filiale in Heiligenhaus eröffnen. In Neviges, sagte Inhaberin Kati heute, bleibt alles wie gehabt, in Heiligenhaus wird alles wie in Neviges. Vorteil für Kati: Bessere Konditionen bei Lieferanten, Vorteil für treue Kundinnen: noch größere Auswahl in Neviges. Eröffnung mit Sektchen: Samstag 7. November, Hauptstrasse 139 in 42579 Heiligenhaus.

29.9.20

Nevigeser Wochenmarktklassiker: Keine vorgewaschene Jeans, sondern gelogen wie gedruckt. Enge Strumpfhose, unbequemer Röhrenschnitt, Einheitsgröße 34 bis 62, oder bis sie platzt. Untere Fußgängerzone an der Sprudelplatte.

Vor der Gemeindereform war Neviges keine arme Stadt. Eigene Stadthalle, ein begehbares Schloss, der kurz vorher fertiggestellte Mariendom, eigenes Rathaus, eigene Postbehörde, eigenes Kino (oder waren es zwei?), viele Kneipen, eigener Bürgermeister, mehr Frisöre als heute,  eigenes Krankenhaus, blühender Einzelhandel und eine funktionierende Wallfahrt, die viel Geld ins Dorf brachte. Der Bahnhof war gemütlicher, die Kirchen voller und das Fernsehprogramm besser. Samstags nach dem Baden in der Waschschüssel (erst kamen die Jungs rein, dann die Mädchen) gabs Kartoffelsalat mit Würstchen, dann kam Kulenkampff mit seiner Uschi.
Eine Besonderheit hat die Jahrzehnte überdauert: Früher fuhr die Straßenbahn durch die Fußgängerzone. Heute Mercedesse, BMWes und Audis.

28.9.20

Herzlich willkommen in Neviges Mitte, wir sind ein Pilgerort und kein Einkaufsparadies, bringen Sie bitte alles mit, um Ihnen den Aufenthalt bei uns so angenehm wie möglich zu machen: Hämmer, Zangen, Sägen, Zeichenblöcke, Wolle, Nägel, Glühbirnen, Bleistifte, Unterhosen, Bügeleisen, Pfannen, Blockflöten, Besen, Küchenuhren, Klobürsten, Stricknaden, Handmixer, Waschmaschinen und Lüsterklemmen, denn bei uns können Sie diese Sachen nur im Internet kaufen, wenn das Wlan rund läuft, was nicht unbedingt selbstverständlich ist.

Apropos Zeichenblöcke. Der Autor dieses Gejammers braucht einen (A3 / 120 Gramm), ein Radiergummi, mehrere Filzstifte (Fineliner und fette), Glühbirnen (Reflektor) und Minen für seinen Druckbleistift.

Neviges hat anders gewählt als Velbert Mitte, Langenberg hat auch anders gewählt als Velbert Mitte. Bald toben sich die Wahlanalysten und Immerrschonallesbesserwisser bei Facebook aus, dann fällt die Unterstützergruppe irgendwann auseinander und dann bleibt vermutlich alles wie gehabt. 230 Stimmen, postete gestern Abend eine Wählerin, Ich brech ins Glas.

27.9.20

Ein Paukenschlag, ein Krimi: Frau Dr. Kanschat hat die Wahl knapp, sehr knapp verloren. Herr Lukrafka bleibt Bürgermeister in Velbert. Hier das vorläufige Ergebnis: Lukrafka 50,45 Prozent, Kanschat 49,55 Prozent, Wahlbeteiligung 35,44 Prozent.