Da kommen Vitra, Hansen und Cassina mit ihren schönen Stühlen einfach nicht mit: Die Nevigeser Dom-Stühle von Gottfried Böhm (gibts mit und ohne Kniebänkchen) kann man nirgendwo kaufen. Es gibt nur ein paar Hundert Stück weltweit – und nur in Neviges. Sammler würden jahrelang auf ein Exemplar warten und ein Vermögen ausgeben.
25.12.20
Gibts was Feierliches, als im frisch bezogenen Bett den ersten Weihnachtstag zu verbringen? Normalerweise ja, aber was ist schon normal in diesem Jahr? Hauptsache, das Telefon ackert nicht minütlich. Trick: Flugmodus. Was Neues aus Neviges? Kein Ahnung. Morgen gehts heiter weiter, aber Wunder erwarten kann man nicht. – Kirchplatz.
Für ein einfaches italienisches Heiligabendessen braucht man nicht viel. 2 Doraden vom Holländer, 2 französische Kartoffeln vom italienischen Eiermann (beide Wochenmarkt), eine Zitrone und eine Knoblauchzehe und etwas Petersilie von Mesut, ein Glas Primitivo von Bettina, ein Glas Sinalco von Netto, eine Haushaltskerze von der Nachbarin (in Neviges war keine zu kriegen), 40 Minuten Zeit und feine Musik von der bezaubernden Daniela aus San Pietro in Bevagna. Die Doraden saubermachen, mit kaltem Wasser waschen, trocknen tupfen, mit einer Knoblauchzehe, Petersilie, Pfeffer, Salz, Zitronensaft und Olivenöl füllen, in Alufolie wickeln (al cartoccio); die Kartoffeln waschen und aufsetzen und die Doraden im vorgeheizten Backrohr bei 230° Ober- und Unterhitze rund 30 Minuten garen.
Hinweis zum Foto (sieht scheiße aus): man sollte sein Essen nicht nebenbei mit dem iPhone knipsen. Ausnahme hier, es geht nur um die Dokumentation der besonders leckeren Kartoffelsorte..
Früher, liebe Gemeinde, war der Mariendom in 42553 Neviges Heiligabend rappelvoll, gestern waren rund 100 Menschen da, die lebensgroßen Krippenfiguren mitgezählt. Es war ruhiger, musikalischer, eleganter, französischer, es war eine Inszenierung, in der alles stimmte: Die persönliche Begrüßung der Teilnehmer durch Abbé Phil, die Platzanweiserin, wie früher im feinsten Kino auf der Avenue des Champs-Élysées, das Licht (selten so perfekt im Dom gesehen), die behutsam eingesetzten Instrumente und Stimmen, der Verzicht auf Promis aus Köln oder Essen. Perfekt! Corona kann durchaus Lichtblicke haben.
Hinweis für Architekten und Plexiglasverarbeiter: Gucken Sie sich die Schutz-Trennwände für die Ausgabe der Kommunion an. Feiner und einfacher (das Auge glaubt mit) gehts nicht.
24.12.20
Braucht man in diesem Jahr nicht, kommt eh keiner zu Besuch, aber warum soll man es sich eigentlich nicht selbst schön machen? Gibts heute bis gegen 12 oder 13 Uhr auf dem Wochenmarkt in Neviges. Sonst was? Tulpen und Brötchen sind ab 11 billiger. Was sollen die Händler Montag damit anfangen?
Edit: Die Christmetten im Dom finden ohne Corona-Schnelltests statt. 17 Uhr, 19 Uhr 30 und 22 Uhr.
Was schenkt man einem Mann oder einer Frau, der/die alles hat, zum Verrecken nix haben will und mit Weihnachten nix anfangen kann? Eine selbstgemachte Puppe von ihm/ihr. Etwas zusammengeknülltes Papier für den Kopf, etwas Watte drumrum, vielleicht eine Kippe, wie auf dem Foto, eine Brille oder eine behutsame Nachbildung seiner/ihrer Akne aus Senfkörnern (viel Arbeit je nachdem …), seine/ihre Lieblingszeitung (kann auch die Bild oder die Waz sein), aufgemalt, fertig. Findet jeder/jeder schön, was glauben Sie, warum alle so doll auf doofe Selfies stehen?
Übrigens (gerade im Radio gehört): Was ist der Weihnacht größter Hohn? Bescherung an der Packstation! Soviel zum Thema Selbermachen.
Auch genervt vom Schlangestehen, Irgendwas-Suchen im Supermarkt, Bierkästen- und Kartoffelsackschleppen und vom ewigen Warten vor Eingangstüren und Kassen? Herr Wulfhorst, Zweitchef der Nevigeser Werbegemeinschaft und Eventprofi, kauft persönlich für Sie ein. Hier in Neviges, in Wülfrath und in Wuppertal. Kostet 10 Prozent vom Einkauf oder mindestens 10 Euro. Die Idee ist ihm beim Nichtstun in seinem Reisebüro gekommen. – Einkaufszettelabgabe in seinem Laden ab 8 Uhr oder 02053 5011084.
23.12.20
Och nein, och bitte, bitte nicht. Niemals! Die Idee von Politikern, aus leerstehenden Läden in Neviges Wohnraum zu schaffen, war möglicherweise gar nicht ernst gemeint, sondern nur so dahergesagt, weil: irgendwas müssen sie ja machen. Und warum steht das Schild im Schaufenster? Steht gar nicht; stand mal. 2015. Hat damals schon nicht geklappt. Ein Interessent aus Düsseldorf soll dem Monsieur gesagt haben: Warum soll ich in einen Laden einziehen und kann nix mehr kaufen in eurem Kaff?
Chris Rausch, Bukowski-Fan und viel beschäftigter Fotograf aus Wuppertal, hat neulich den Neviges-Blogger in seiner Wohnung am Kirchplatz besucht und hunderte Fotos gemacht, von denen einige gestern im Netz veröffentlich wurden. Bei Insta schreibt Rausch dazu: 350 Jahre altes Fachwerkhaus, viele Bücher, kein Fernseher, schlechtes Internet. Er schreibt seine Texte nachts mit dem rechten Zeigefinger, sein linker ist gelb vom Roth-Händle-Rauchen. Stimmt! Hier ein Link.
Wenn der 24-Stundenwahnsinn wirklich kommt, müssen die Mütter und Väter in Neviges umdenken: Kinder an die Leine, sonst kriegen die Kleinen am Ende noch ein eigenes Piktogramm auf Fahrzeugen dieser Art. Vielleicht sollte die Idee der Piraten von Anfang 2019, den kompletten Einzelhandel nach Rosenhügel umzusiedeln, noch einmal in Ruhe mit reichlich Jägermeister im erweiterten Stuhlkreis diskutiert werden. Übrigens: Netto hat heute bis 22 Uhr auf.
Alle Jahre wieder treffen sich die Nevigeser im Mariendom und feiern die Geburt Jesus. In diesem Jahr unter besonderen Bedingungen: Anmeldung, Maske, Abstand und was man heuer so macht. Schönste Veranstaltungen sind Heiligabend die beiden Christmetten und am zweiten Weihnachtstag die Messe in polnischer Sprache. Man versteht nix, was durchaus als Vorteil wahrgenommen werden kann. Hier die Messen im Dom:
24.12. Heiligabend
15.00 Uhr Krippenspiel
17.00 Uhr Christmette der Polnischen Mission
19.30 Uhr Christmette mit Pfarrcäcilienchor
22.00 Uhr Christmette
25.12. Weihnachten
11.30 Uhr Hochamt
17.00 Uhr Hochamt mit gregorianischem Choral
26.12. Weihnachten
11.30 Uhr Messe mit Pfarrcäcilienchor
18.00 Uhr Messe in polnischer Sprache
Noch was: Im Kölner Dom wird Weihnachten nicht im Chor gesungen. Hoffentlich ist die Entscheidung nicht ansteckend, schon wegen der tollen Akustik im Mariendom. (domradio.de)
22.12.20
Auf in die Schlacht und alle Regale, Gondeln und Tiefkühltruhen in Neviges erobern: Zu Fuß, zu E-Bike, zu Suv oder Rollator oder Taxi; Hauptsache, die Vorratskammern sind für Monate prall gefüllt, denn es geht ums nackte Überleben: Donnerstag, Freitag, Samstag, Sonntag. Vier lange Tage! Online-Shopping ist raus, bis die liefern, sind möglicherweise die ersten Einwohner verhungert, also: brav sein und alle Taler hier im Dorf verjubeln. Obwohl, Männer, Frauen: Herr Netto, Herr Lidl, Frau Aldi und der Edeka-Clan gar nicht in Neviges wohnen. – Kleider, Röcke, Schlüpfer, Schlafanzüge, Modeklunker, Messer, Töpfe oder andere Sachen des täglichen Bedarf gibts Heiligabend bis kurz vor der Bescherung noch auf dem Wochenmarkt. Wenn (dreimal Dankeschön vorab) das Ordnungsamt, wie letzte Woche mitspielt.
Dirk Lukrafka, Bürgermeister mit Weiberfanclub, liest nicht nur Haushaltspläne und Kontoauszüge, sondern offenbar auch Philosophen, Nietzsche zum Beispiel (* 15. Oktober 1844; † 25. August 1900 an Syphilis) und zitiert den Wortkünstler in seiner gestern veröffentlichten Weihnachtsansprache so: Erst am Ende eines Jahres weiß man, wie sein Anfang war. Astreine Worte, jedenfalls astreiner als: Das alte Jahr ist ausgelöffelt. Also: Großartiger Abschluss eines beschissenen Jahres, das man hier noch einmal im Wortlaut erleben kann. Foto: (bearbeitet) Wikipedia,
Endlich dem Papa oder dem Sohnemann was Feines vom Edelschneider van Laack auf dem Gabentisch legen, obwohl es in Neviges gar keinen Herrenausstatter mit feinsten Oberhemden aus ägyptische Baumwolle echten Perlmuttknöpfen gibt. Denkt man so. Ist aber anders. Glauben Sie nicht? Dann geht doch zu Netto! Vorletzte Gondel vor der Kasse.
21.12.20
Es war einmal ein Investor, den hatten alle schrecklich lieb, weil er der Stadt ein olles Rathaus abkaufte (war nicht teuer) und den Alten einen gläsernen Fahrstuhl versprach. Inzwischen ist die Liebe abgekühlt, weil es gar nicht nur um das olle Rathaus ging, sondern auch um das feine Grundstück dahinter. Sieht nicht doll aus, was da jetzt draufsteht. Vielleicht können die Denkmalpfleger bei der Rück-Entwicklung helfen ...
Gestern haben die Nevigeser Pfadfinder das Friedenslicht aus Bethlehem in den Mariendom gebracht. Wunderschön geworden und in Farbe natürlich noch wunderschöner und feierlicher. Bleibt zu hoffen, dass für die Heiligabend-Feierlichkeiten in drei Tagen nix dazwischen kommt. Die kirchliche Obrigkeit denkt angeblich immer noch nach. Foto (bearbeitet): DPSG Neviges
Edit: Die katholischen Weihnachtsgottesedienste finden statt, das berichtete um 12 Uhr 30 der WDR.
Jetzt wirds aber unheimlich, so kurz vor Weihnachten. Und von wem ist es? Wie immer in der Nevigeser Vorhanggalerie keinerlei Angaben oder Hinweise. Auffällig, das handgeschnittene Passepartout, das dem oberen Teil des Bildes folgt. – Nähe Kirchplatz, kein Zutritt, keine Ausstellungseröffnung, kein Geplapper rollkragentragender Champagnerexperten.
20.12.20
Noch kein Weihnachtsgeschenk für Oma und Opa? Nicht mehr ganz aktuell, aber immer noch kurzweilig und gut riechend. Gibts bei Rüger in Neviges. Einfach anrufen und hübsch verpackt abholen. Parken vor dem Laden (kontrolliert eh keiner), aber bitte nicht zu nah an den hübsch dekorierten Schaufenstern. Gilt auch für alle anderen Geschäfte. Nah dran könnte die wirtschaftlichen Interessen … – na, Sie wissen schon.
So hübsch (Bild oben), liebe Leser, sah es um 1860 unter dem Krankenhaus in Neviges aus. War den Neubau-Verantwortlichen vermutlich nicht bekannt. Oder etwa doch? Egal: Man sieht die Lutherische Kirche, eine Lutherische Schule und das Haus der Gerichtsschreiber. Toll. Jetzt wird ausgegraben, wie im Tal der Könige.
Übrigens: Gottfried Böhm mag den geplanten Neubau auch nicht.
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