Noch schöner ist heute nix: Frisch bezogenes Bett am Nevigeser Kirchplatz. Handy weit weg, Decke überm Kopf und vorher den Wecker gestellt für Kaffee und Kuchen oder 7 Grad plus ohne Regen in der Fuzo. Und sonst? Nachricht von Herrn Blißenbach: "Die Stadtverwaltung macht darauf aufmerksam, dass ihre Beschäftigten von Samstag, 24. Dezember (Heiligabend), bis einschließlich Sonntag, 1. Januar 2023, Betriebsferien haben. Sämtliche Fachbereiche, Abteilungen und Ämter sowie die Stadtbüchereien bleiben in dieser Zeit geschlossen."
7.12.22
Es müssen vor Weihnachten nicht unbedingt Gänse sein. Viel günstiger ist ganz anderes Geflügel und zwar jeden Mittwoch im Nevigeser Bahnhofsviertel. Kann mann mittags gegrillt kaufen und abends im Backofen aufwärmen. Etwas Rotkohl dazu (gibts beim Mesut), zwei Knödel (gibts halbfertig im Supermarkt), den Tisch fein decken, das Licht leicht dämmen, und es wird fast so schön wie beim Stemmi hinter der Schranke.
Wer wird den hier gefressen? Mein Lieblingsautor (naja, da gibts noch einige andere, je nach Jahreszeit) Peter Handke. Der ist gestern 80 geworden (da merkt man wie die Zeit vergeht). Seine Bücher gibts bei Rüger (Heute bestellt. Morgen da). Das Tier von Hartmut Barleben ist im Sommer ausgezogen und lebt inzwischen in einer Wuppertaler Privatsammlung. Wer Handke noch nicht kennt, sollte nicht mit dem Elfmeter-Buch anfangen, sondern einfach Frau Lassen oder Frau Utter fragen.
6.12.22
Es war einmal ein Rathaus. Das hatte jedermann lieb, der es nur ansah, bis ein Investor nach Neviges kam und einen gläsernen Fahrstuhl für die Alten, Kranken und Gebrechlichen anbauen wollte. Schöne Geschichte, oder gar ein Märchen?, von der man immer mal wieder was gehört und gelesen hat, aber seit langer langer Zeit nix mehr sehen kann. Hier sollten mal Omas und Opas ihren Lebensabend beenden. Wenn das so weitergeht (wenn es überhaupt weitergeht) müsste das Alter der potentiellen Senioren neu definiert werden: Unter 20 könnte passen.
Eine Leserin von weit weg macht sich Sorgen. Sie mahnte heute per E-Mail ein Lächeln an. Also: Hier ist eins, ein kleines. Mehr ist nicht drin zur Zeit. Dafür eins aus Paris mit zwei flankierenden Sozialarbeiterinnen. – Eine leckere Empfehlung noch: Das biogurkendünne Baguette von Hanis Backshop in der Rue d'Elberfeld. Nur Mehl, Hefe, Wasser und Salz und sonst rien. Nicht ganz so französisch wie in Paris, aber sehr nah dran.
Foto: Anna Molitor
Und, Molli? Irgendwelche Wünsche zu Weihnachten?
Nö. Wir schenken und nix. Haben alles
Ach komm, irgend einen Luxus kann man doch immer …
Ich nicht. Habe alles: Genug zu Essen, warme Bude, Energiesparlampen, sogar fernbedienbare, Taschenlampe
Fällt dir gar nix ein, mit dem man dir eine Freude machen kann?
Vielleicht ein Päckchen Roth-Händle. Ist aber sauteuer …
Wieviel?
Sag ich nicht, sonst kommt die Drogenpolente
Die weltbeste Nachbarin, die Ute vom Nevigeser Kirchplatz, hat den Nikolaus runter geschickt. Zweimal mit gebackene Panettone von den Kollegen aus Nord-Italien, zweimal mit kleinen Silberpapierkunstwerken aus feiner Schokolade. Ganz lieben Dank nach oben. Und sonst? Glückwunsch und Auguri an Nikolaus vom Alten Bahnhof.
5.12.22
Der erweiterte Kunst-Am-Bau-Begriff liegt in Neviges auf der Straße. Nennt sich Kunst-Vorm-Bau-Begriff, wurde im vor ewigen Zeiten realisiert und bleibt vermutlich jahrzehntelang erhalten, weil die Pflastersteine (Gerücht) während der Arbeiten angeblich geklaut und bei eBay-Kleinanzeigen angeblich vertickt wurden. – Rommelssiepen. Rechts gehts zum Rüger links gehts zur Vorhanggalerie, geradeaus gehts zum Weihnachtsbaum, der in diesem Jahr besonders gerade aufgewachsen ist.
Früher war Fußball lang nicht sooo verbissen: Reklame beim Metzger Schmidt (geschlossen) in der Fußgängerzone (damals noch Fußgängerzone pur). Auch der Fußballer-Laden neben dem Ritterladen ist Geschichte: Komplett zugeklebt mit Wochenmarkt-Reklame – eine Stärkungspaketidee der Marketingakteure.
Die besten Liebesromane in Neviges gibts bei Rüger. Für dünne Belletristik war früher Gassmann zuständig. Typische Leserinnen (es geht um Liebe und knisternde Erotik mit Stations-, Chef-, Ober,- Zahn,- und Landärzten und anderen Vertretern der begehrten Oberschicht) sind verheiratete Frauen, die mal kurz der Realität entfliehen wollen. Jetzt kaufen viele die etwas größeren Knallpresseblättchen in den Supermärkten: König Charles lll, das ist der mit dem Hygieneartikelfimmel, hat übrigens einen Dickkopf. Die Krone passt nicht ...
Fast alles gebraucht: Mantel aus Österreich, Sakko aus Italien, Hemd auch, Fliege aus Schweden, sogar neu (die Dinger kann in Neviges kaum noch jemand binden), Gürtel von Tragbar (zwangsumgezogen nach Velbert), Hose auch, Budapester auch, ungetragen für 6 Euro. Die Werbegemeinschaft war angeblich mal "mit einem Herrenausstatter im Gespräch" und wollte den Mann nach Neviges locken. Gekommen ist ein Matratzenlager mit riesigen Sitzlandschaften für viel zu kleine Zimmer.
4.12.22
Was? Alles, was warm hält: Die Tasse Kaffee am Morgen, die Linsensuppe am Abend, das Bett am Nachmittag. Wer es sich leisten kann, macht zusätzlich die Heizung an. Übrigens: Der Dom wird diesen Winter nicht beheizt. Da bleibt nur: Beten unter der heißen Dusche. Warum? Wofür? Für die Orgel. Sensible Klangkörper können Kälte nicht ab. Auch Geigen frieren.
Mesuts Gemüseladen ist günstiger als die Gemüseabteilung beim Discounter hinterm Backtreff. Alles frisch – man muss nicht die Hälfte der verpackten Erdbeeren zuhause wegschmeißen. Auswiegen kann er mit der Hand. Wenn man 80 Gramm Feldsalat haben will, greift er in die Kiste, legt den Salat auf die Waage und sagt: 82, ich berechne 80. Toller Laden, kein Wunder, dass viele Wuppertaler inzwischen in Neviges einkaufen. Erst gehts zum Mesut, dann zu Janutta. Umsonst parken geht übrigens auch.
Schade, dass der Müllwagen nicht mehr auf den Kirchplatz fährt. Gut, dass die Feuerwehr im Ernstfall eine Ausnahme macht. Der Abstellplatz vor dem Eisernen Kreuz ist etwas unbequem im Winter. Versuchen Sie mal mit einer gefüllten Papiertonne runterzurutschen. Tipp: Einfach oben loslassen und dann vom Paciello wieder zurückrollen. Spart Kräfte.
Gut für Rollstuhlfahrer (wenn sie hoch kommen und nicht steckenbleiben), schlecht für Fußgänger (wenn sie bei diesem Wetter auf die Fresse fallen). Die Piste am Nevigeser Kirchplatz hat durchaus zwei Seiten, also Obacht. Ein kurzer Umweg über die beiden frisch sanierten Treppen auf der anderen Seite kann sinnvoll sein. Für Ästheten ist die Badezimmerfliesen-Piste eh nix.
3.12.22
Auf die Plätze, fertig, liegenbleiben – ist nämlich nix los, außer in Rosenhügel. Tja, der Samstag, alle beim Einkaufen und Hamstern für die kommende Woche oder Wochen, der Winter könnte hart werden. Noch was zu loben? Ja, der Pastoralreferent der Laurentiuskirche in Wuppertal, Herr Dr. Werner Kleine. Der schreibt auf Facebook: Angst vor Stromausfällen ... Und segnet Elektrogeräte. Klicken Sie mal auf das untere Bild.
Foto (bearbeitet):
Werner Kleine
Ohne die beleuchtete Lampen am Eingang zum Café sieht das historische Viertel in Neviges freitagabends um halb sieben ziemlich traurig und verlassen aus: Totehose. Kein Mensch auf der Straße von Gassmann bis zur Ampel. Zum Glück gibts den Kiosk, der bis halb elf auf hat (ein Glücksfall), das Internet und die Fernbedienung. Im Kiosk, früher sauteuer, sind die Preise inzwischen kaum höher als die Preise im Supermarkt – und die Leute sind freundlich. Wie früher im Lädchen an der Ecke. Und sonst? Die Stadtteilbibliothek ist heute geschlossen. Auch der Rückgabeautomat.
2.12.22
Das wird ja immer doller: Erst macht der schwarze Dirk seine grüne Gegnerin zu seiner Stellvertreterin, jetzt haben beide Parteien einen Kooperationsvertrag unterzeichnet: „Gemeinsam für ein zukunftssicheres Velbert“. Auch wenn die Mehrheit im Stadtrat denkbar knapp ist, sagte jemand von der CDU, benötigen die Bürgerinnen und Bürger (…) Planungssicherheit. Moment: Planungssicherheit? Hä? In welcher Beziehung, verdammt noch mal?, fragte heute eine Bürgerin: Ich habe Grün gewählt, damit Schwarz abgelöst wird. Gleich stell ich erst mal meine Zimmerpflanzen raus, ich kann die Farbe nicht mehr ertragen.
Lieblingsfoto(es gibt noch viele andere …): „Wir schlenderten durch die Fuzu, als Hügel auftauchte und fragte: Gleich, vor der Waage? Dort klingelte er auf dem Getränke-Notruf-Brettchen: Dreimal für drei Pils und einmal für einem Fusel dazu, und dann erzählte er, wie er zu seinem Namen gekommen war. Als Kind schon. Herr Hügel war damals eine Berühmtheit in Neviges, auch wegen seiner erlesenen Kleidung. Feiner Mann, immer gut drauf, immer mit Neuigkeiten über Gott und die Welt. Er war der erste mit Modeschmuck und Kettchen aus fernen Ländern. Sonst traute sich niemand ..."
4:2 und raus. Schlimm?
Gar nicht. Das Leiden hat ein Ende
Aha
Hat Mama gesagt und sich gefreut
Dein Papa will heute einen Tag Blaumachen. Stimmt das?
Mama macht Sushi, das lässt sich Papa doch nicht entgehen
Weil die Japaner …
Onkel Hansis Palliativ-Mannschaft rausgekickt haben. Stimmt so
Und du? Irgendwelche Pläne?
Ich werde Augenarzt, und reich. 20 Euro in 6 Sekunden, 70 Euro in 10 Sekunden, das reicht für ein gutes Leben mit einer hübschen Italienerin oder Dänin und 11 Kinder
1.12.22
Noch was: Die katholischen Gemeinde in Neviges bleibt wegen der Bedeutung der Marienwallfahrt auch zukünftig eine "Pastorale Einheit". Heißt nix anderes, als dass sich die 4 Franzosen aus dem Kloster nicht in anderen Gemeinden mit Personalmangel abrackern müssen, sondern sich auf das Dorf konzentrieren können, und zwar auch mit Jobs, an die man erst mal nicht denkt: Zum Beispiel: Marketing, Öffentlichkeitsarbeit, Kunstförderung, Jugendarbeit, Grünanlagenpflege, Musik, Touristenaquise und dergleichen. Auch Weihnachtsmärkte, Tiersegnungen, Einbrüche und Butterbrotpapiergeschichten landen in der Presse und in den Sozialen Medien. Dass der Dom weltweit bekannt ist, bekannter als beispielsweise das Rathaus in Velbert, ist inzwischen klar wie Kloßbrühe. Hier ein feines, einfaches Rezept für Samstag.
Foto (bearbeitet): Marienwallfahrt
Kennen Sie den schon? (und den Autor?) "Mein Vater war zweimal in seinem Leben in der Kirche: als er getauft wurde, und 1926 beim Platzregen.“ Stand neulich erst auf diesem Blog. (Kleine Hilfe: Zettel. Kasten. Kassengestell.)
Einmal leer. Immer leer. Ist kein Fluch. Ist Marktwirtschaft. Zu teuer, zu klein, zu groß, zu weit weg vom pulsierenden Leben, falsche Straßenseite, falsche Branche, hohe Nebenkosten, doofe Lage, doofe Nachbarn, zu laut, kein Parkplatz vor der Tür oder Bushaltestelle, keine Teeküche, feucht, kein Internet, Staffelmiete, zugeklebt. Es gibt mehr als 1000 Gründe, warum Mietverträge in Neviges nicht zustande kommen. Aber warum? Darum.

Aus Ladenlokalen Wohnungen zu friemeln oder Büros oder Matratzenlager ist auch ziemlich beknackt. Und zwar optisch. Es gibt einige Beispiele, die jeden Ästheten zum Alkoholiker machen oder auf die Fünfte bringen können, aber es gibt auch ein wenig Hoffnung: Der Laden von Frau Ziemßen beim Rimpel und die kleine Schneiderei gegenüber sind gelungene Lichtblicke. Die Flickschusterstaße dazwischen natürlich nicht, aber das ist ein ganz anderes, sehr ärgerliches Thema, klicken Sie mal in/auf diese unglaubliche Scheiße.
So, jetzt ist das auch geklärt: Der Name der neue Pizzeria am Franzosen-Kloster hat alles, was Touristen und Pilger aus aller Herren Länder erwarten und verstehen können: Ein Apostroph und – Englisch. Hat nichts mit der für Mozartliebhaber mega nervigen House-Music zu tun, oder doch? 4⁄4-Takt mit 110 bis 130 Beats in der Minute kann die Wartezeit auf frisch gezapfte Pils erheblich verkürzen, wenn man mit 6 oder 8 Leuten an Tisch oder Bar gleichzeitig mit den Fingerspitzen heftig trommelt. Genug geschwafelt: Herzlich willkommen. Das ganze Dorf freut sich.
Foto (bearbeitet): Michael
30.11.22
Solch ein niedliche Entwurf ist nicht zum Zuge gekommen, als die Bäume noch da waren. Schade, wäre günstiger gewesen als die Grünzeug-Steckwand, die angeblich 60 000 Euro (ohne Pflanzen) gekostet hat. Menge Holz. Manneken Pis wäre auch eine Möglichkeit gewesen (den hätte sich der komplette Stadtrat (70 Leute) sogar vorher auf einer Fortbildungsreise mit dem TGV erster Klasse ansehen können), aber so wie es jetzt ist, ist es immerhin geschlechtsneutralgrün. – Platz Im Orth.
So kann man sich sehen lassen, wenn die Steuerfahndung, der Gerichtsvollzieher, der Sperrkassierer, der Heizungsinstallateur, die Spione von der Gez, die Briefträgerin oder der freundliche Paketzusteller klingeln: Ring aus Italien (2 Euro) Hausmantel von Netto aus reiner Baumwolle, kochwäschegeeignet (12 Euro). Morgen, verehrte Leserinnen und Leser, folgt ein Bericht vom Wochenmarkt mit einem Foto oder zwei vom neuen Obst- und Gemüsestand. Vorausgesetzt, der ist wieder da.
Abonnieren
Posts (Atom)