15.12.22

Wie niedlich. Oder? Kleine Mädchen kriegen Weihnachten immer noch Anziehsachen in Rosa, Kleine Jungs blaue, dabei war es früher genau umgekehrt: Rot war die Farbe der Obrigkeit, der Mächtigen und Starken, also kleidete man die kleinen Männer in der verniedlichenden Farbe Rosa. Bei Mädchen orientierte man sich an den blauen Klamotten der Jungfrau Maria. Die rosa Prinzessin auf dem Foto gibt es übrigens im Kiosk neben dem Café de Paris, das übrigens bald adieu sagt.

"Ich bin glücklich darüber, dass nach jahrelangem Ringen um die Entwicklung des Schlosses Hardenberg in Velbert Neviges das Konzept in Richtung Kunst, Kultur und Freizeit ausgewählt wurde, so dass spätestens (so der Plan) im Jahre 2026 mit der weitgehenden Fertigstellung und Eröffnung des Gesamt-ensembles gerechnet werden darf. Um das unmittelbare Umfeld des Schlosses Hardenberg einzubeziehen, ist vorgesehen, das Mühlengebäude zu sanieren und künftig gastronomisch zu nutzen sowie den angrenzenden Pilgerparkplatz und einige Grünflächen grundlegend neu zu gestalten." (Auszug aus einer Rede zum Haushaltsplan 2023 von Dirk Lukrafka)


Vernünftig geworden? Etwas: Das geplante Naturmuseum war eh eine merkwürdige Idee. Mit Kunst und Kultur kann man sich anfreunden, wenn man die Freizeit einfach weglässt. Was die Sanierung der Mühle und die Nutzung betrifft: Abwarten

Edit: "Der Stadtkämmerer plant mit einem Gesamtaufwand von 287.452.900 Euro und Gesamterträgen von 287.538.140 Euro. Der formale Haushaltsausgleich gelingt nur durch die Möglichkeit zur bilanziellen Isolierung der corona- und ukrainebedingten Finanzschäden in einer Größenordnung von rund 24,5 Millionen Euro, deren Rückführung künftige Haushalte jedoch erheblich belasten wird.“ (Pressemitteilung der Stadt Velbert)

14.12.22

Vor der Gemeindereform war Neviges eine reiche Stadt. Eigene Stadthalle, ein begehbares Schloss, der kurz vorher fertiggestellte Mariendom, eigenes Rathaus, eigene Postbehörde, eigenes Kino (oder waren es zwei?), viele Kneipen, eigener Bürgermeister, mehr Frisöre als heute, eigenes Krankenhaus, blühender Einzelhandel und eine funktionierende Wallfahrt, die viel Geld ins Dorf brachte. Der Bahnhof war gemütlicher, die Kirchen voller und das Fernsehprogramm übersichtlicher. Eine Besonderheit hat die Jahrzehnte überdauert: Früher fuhr die Straßenbahn durch die Fußgängerzone. Heute Mercedesse, BMWs und Audis.


Bleibt das jetzt ewig so? Oder schickt die Stadt endlich mal einen Anstreicher vorbei, der das Gekritzel wegpinselt? Eigentum verpflichtet, aber nicht im Neviges. – Schon bemerkt? Die Geschenkpakete auf der Sprudelplatte und der Baum vor dem Spielkasino sind nicht mehr beleuchtet. Die Stadt muss sparen.

Woran denkst du?
An 2022
Und? War gut?
Das mit meiner Band war heftig. Schon wieder Streit im Studio
Du bist Zeichner, Bruder, oder?
Ich war Zeichner. Kunstzeichner
Und jetzt?
Musiker. Rapper
Im Ernst jetzt?
Ich meine es immer ernst
Mit Mercedes und Popowackelfrauen auf YouTube und Tiktok?
Und Breitling
Deine Botschaft?
Jeder kann es schaffen                         (Foto: Anna Molitor)

Mit etwa 1000 Kunden-Attrappen könnte man die Fußgängerzone dauerhaft beleben. Nicht weiß und pappig, sondern beidseitig mit Ganzkörperfotos wichtiger Leute bedruckt: Mal stehen sie vor Schaufenster, mal mitten auf der Straße, mal tragen sie Einkaufstüten oder Bierflaschen, mal Matratzen, Boxspringbetten oder Versicherungsordner, damit jeder sieht: Der Einzelhandel in Neviges brummt. Sieht ja sonst eher mau aus in der Branche.

13.12.22

Jetzt geht das schon wieder los: Eisige Temperaturen in und um Neviges – der Wetterdienst sagt minus 5 bis minus 9 Grad voraus. Da kann man froh sein, dass man keinen Hund hat und mehrmals am Tag die empfohlenen plus 19 Grad fürs Pipimachen verlassen muss. Und sonst? Eiskalte Typografie auf diesem Schild an der Wilhelmstraße: Da friert man mehr als mit der Helvetica halbfett.

Pause machen von Masken im Bus, Handys, Insta und TikTok, Briefen von den Stadtwerken, Horrorpreisen im Einzelhandel, von Politik und Korruption, von Krisen und Gemeinheiten online und offline hier live im Mariendom. Mit feinster Orgelmusik und Gesängen und der allseits beliebten heiligabendlichen Überdosis Weihrauch. – 18 Uhr, 20 Uhr 30 und 23 Uhr. Eintritt frei. Empfehlung: Decken oder jemanden zum Aufwärmen mitbringen. Der Dom wird nicht beheizt.

Wers glaubt wird seliggesprochen und von der Kirchensteuer befreit: In vielen Bussen liegt die Wahrscheinlichkeit ins Netz mit WLAN zu zu kommen (und zu bleiben) bei unter 50 Prozent, also vergleichbar mit „Einfachen Chancen“ in Hohensyburg. Ein Pendler, der täglich mit der 649 fährt: Auch wenn es klappt: man wird ständig rausgeschmissen, da kann man auch gleich drauf verzichten und sich mal eine Pause gönnen. Apropos Pause: Busfahrer verbringen ihre Pausen nicht mehr mit Butterbroten oder Henkelmännern sondern mit Handys. Einige vergessen alles (was gucken die sich bloß an?), sogar wann der Bus laut Fahrplan abfahren sollte.

Ist vermutlich nicht im Sinne der Investoren, aber beim aktuellen Wetter durchaus sinnvoll – und kostenlos: Übernachten im Keller. Kein Kratzen, kein Enteisen, keine Angst, dass die Karre morgens nicht anspringt. Vorausgesetzt, man braucht das Auto nicht mitten in der Nacht oder ganz früh um 5. Manchmal wird abgeschossen. – Bahnhofsviertel.

12.12.22

Vorfreude auf Weihnachten. Schnell noch eine Maschine Kochwäsche laufen lassen, den Boden wischen, das Gästeklo mit Deo zunebeln, und dann kann die Familie rein in die gute Stube und über den Kartoffelsalat herfallen. Begrüßungsvorschlag (wenn man sich doll mag): "Mensch, bist du alt (dick, blass) geworden seit Weihnachten 21. Sonst alles klar bei Dir?".

Solche Dinger kann man in diesem Winter vielleicht gebrauchen, soll ja kälter werden, wenn man der Heile-Heile-Machen-Branche glaubt (das sind die, denen im Werbefernsehen immer der Ton leiser gestellt wird, damit alle auch noch zum Hörgeräteshop rennen und sich den nächsten Knacks in der Kälte holen). Links die Tiefschneeversion, rechts die Glatteisversion. – Obere Elberfelder Straße.

Wenn man als Architekt nicht alle Maße im Kopf hat, zum Beispiel die Höhe einer Sitzbank, stellt man in Neviges einfach eine zweite Sitzbank vor die erste Sitzbank. Nicht auszudenken, was die Familie des Baumeisters möglicherweise alles etragen muss: Essen alle im Stehen, weil der Esstisch 180 cm hoch ist? Das Standardwerk von Ernst Neufert mit allen wichtigen Maßen gibts auch bei Rüger.

11.12.22

Meistaufgerufener Beitrag auf diesem Blog war 2022 eine Nachricht am 10. November: "Wolfgang Schwarze ist tot. Unser Lieblingsmensch vom Wochenmarkt ist nach einem Schlaganfall und kurzem Klinikaufenthalt in Wuppertal Barmen friedlich im Kreis seiner Familie und seiner Frau Hanna eingeschlafen ...

Seltener angeklickt als früher werden Beiträge über Politiker, denen man immer weniger zutraut. Tenor (auch per E-Mails und WhatsApp): Die reden nur, machen aber nix für Neviges. Beliebtestes Einzelhandelsgeschäft ist die Buchhandlung Rüger, beliebtester Einzelhändler ist Mesut. Öfter gelobt als früher wird die Wallfahrt der neuen Franzosen, kaum Verständnis hat man für unterschiedliche Öffnungszeiten in Handel und Gastronomie.

Hier eine grobe Rangfolge über beliebte Themen:

– Todesfälle
– Überfälle, Einbrüche, Unfälle
– Neueröffnungen 
– Stadtfeste, Veranstaltungen
– Leerstand, Geschäftsaufgaben
– Verspätungen (Bahn, Bus)
– Ruhender Verkehr
– Gastronomie
– Mariendom, Wallfahrt
– Fußgängerzone
– Einzelhandel
– Wochenmarkt
– Baustellen 
– Umwelt, Natur
– Werbegemeinschaften
– Kunst
– Wetter  
– Politiker


Immer wieder schön anzusehen: Gleis 1 im Hauptbahnhof. Und sonst so? Immer wieder löblich, was Lokalpolitiker und ihre Verwaltungen zwischen den Feiertagen machen: Energie sparen. Hier eine bemerkenswerte Pressemitteilung: "Die Dienststellen der Kreisverwaltung Mettmann bleiben zwischen dem 24. Dezember und dem 1. Januar geschlossen. Mit dieser Betriebspause will die Kreisverwaltung einen Beitrag zur Energieeinsparung leisten“. Ach so ..., na dann. Auch Velbert macht mit: Betriebsferien.

In Neviges Rosenhügel wurde gerade der Bankautomatenklotz aus Sicherheitsgründen abtransportiert, in Velbert Mitte wurde gerade eine Bankautomatendose am Mediamarkt eingeweiht. Soso. Ist Velbert sicherer als Neviges? Kommt, holt schonmal den Wagen. Sind doch nur ein paar Kilometer ...
Foto (bearbeitet): Sparkasse

Da hat sich Herr Böhm aber was Hochherrschaftlich-Pompöses einfallen lassem. Promi-Thron, falls mal der Papst oder der Liebe Gott persönlich vorbeikommen. Vielleicht war auch Elisabeth am Start, man weiß es nicht. Es gibt viele Große, die die Arbeit ihrer Liebsten schätzen oder sogar zu eigen machen. Könnte man in diesem Fall mal klären, wenn Interesse besteht … Wer gucken will (Probesitzen ist vermutlich verboten): Der Dom ist täglich von 9 bis 17 Uhr geöffnet.

Vormerken – immer sehr feierlich und viel Weihrauch:

Heiligabend
15 Uhr Kinderkrippenfeier
18 Uhr Familien-Christmette
20.30 Uhr Christmette
23 Uhr Christmette in polnischer Sprache

1. Weihnachtstag
11.30 Uhr Hochamt
15 Uhr Weihnachtsvesper mit Segen

2. Weihnachtstag
11.30 Uhr Hochamt

Tipp: Polenmesse um 23 Uhr. Man versteht zwar nix, kann aber länger Geschenke entgegennehmen und in Ruhe Abendessen.

10.12.22


Mal Wolken, mal Regen, mal Wind von links, mal Wind von oben, mal zieht es wie Hechtsuppe, mal nicht (das Laub und die Kippen bleiben liegen), mal leichter Schnee, mal zu warm (im Auto), mal zu frostig, eisig, usselig (auf dem Fahrrad). Man weiß gar nicht, was man an diesem Wochenende anziehen soll. – Griechin oder Dänin mit Zwei-Wetter-Kleid im Alten Bahnhof.

Alles hat ein Ende, nur die Wurst hat usw. Neviges verabschiedet sich vom Café de Paris und Monsieur 2 und den coolen Drinks und dem einzigartigen Espresso nach den famosen Mahlzeiten. Schade, dass Gutes immer bei eBay-Kleinanzeigen landet. – In diesem Fall besenrein, es hat sich bisher kein Nachmieter gefunden, der die Einrichtung übernimmt.

9.12.22

Die Lokalpresse berichtet zur Zeit fast täglich über Kriminalität im Landkreis Mettmann. Aufgeklärt wird wenig, weil es einfach zu viel geworden ist. Jetzt ist bekannt geworden, dass auch das Wohnzimmer am Mariendom betroffen ist. Laut Polizei zerstörten unbekannte Täter die Nebeneingangstür aus Glas, hebelten die Bürotür auf und ließen Bargeld in unbekannter Höhe mitgehen. Inzwischen geht der Betrieb weiter. Erst kurz zuvor wurde gegenüber im weltbekannten Mariendom eingebrochen. Eine Anwohnerin: "Wir fühlen uns zurzeit nicht mehr sicher. Unsere abendliche Runde vor der Tür ist vorerst gestrichen, auch weil wir unser Haus ungern alleine lassen möchten."

Einer von uns in Neviges. Und was für einer: Bernd Ozols, hat 1991 bei der Wushu-Kampfkunst-Weltmeisterschaft in Peking teilgenommen und mit seiner Mannschaft den Titel geholt. Erfährt man so nebenher an der Theke beim Aksu oder bei einer Zigarette vor der Tür. Netter, bescheidener Mann, der vermutlich immer noch gut in Form ist, wie langjährige Fahrradfahrer, die auch nicht vom Rad fallen, wenn eine Kurve droht. 
Foto (bearbeitet): Bistro Aksu

Frank Schwalfenberg gestern: "Die einen heben Geld ab, die anderen nehmen gleich das ganze Sparkassenhäuschen mit. Das war’s dann mit dem Geldautomaten am Rosenhügel.“ Der Klotz war vor wenigen Wochen gesprengt worden. Danach hat die Kripo angeblich zur Demontage geraten, weil der Automat angeblich nicht gesichert werden kann. Warum? Darum. Bargeld soll eh abgeschafft werden … Foto (bearbeitet): Frank S.

Die Sonntags-Matinee-Reihe der Velberter Kulturlöwen geht weiter. Diesmal im Warmen, nämlich in der Vorburg und nicht im Hof wie im Sommer. Es musizieren die preisgekrönten Musiker Stefan Karl Schmid (Saxophon / Klarinette) und Lars Doppler (Piano). Ihre musikalische Reise führt durch ihre zweite Heimat Island, ein gewaltiger Bogen von Bearbeitungen traditioneller, isländischer Musik bis hin zu freien Improvisation und Eigenkompositionen. Klingt aufregend. Sonntag, 18. Dezember, 11 Uhr, Eintritt 8 Euro. Foto (bearbeitet): Kulturlöwen

8.12.22

Alle Jahre wieder steht er draußen vor der Tür und wartet, dass sich jemand erbarmt, ihn aus sein Netz fummelt und ins warme Weihnachtszimmer trägt. In diesem Jahr kein billiges Vergnügen, egal ob er vom Walde oder vom Discounter kommt. Wer keinen eigenen Wald hat, um sein Prachtexemplar zu schlagen: Heute ist Wochenmarkt. 7 bis 13 Uhr, mit kurzer Unterbrechung von 11 bis etwa 11 Uhr 10. Soll sehr laut werden ... 


Lieblingsfoto (es gibt noch andere …): „Herr Hennenberg – da kommt keine Frau und kein Mann in Neviges mit, läuft immer schick rum. Hier war er auf der Trödelmeile vom Wulfhorst: Gehäkelter Hut, 30-zentimeterbreite Brille, schneeweiße Zähne, mittelamerikanisches Hemd. Den fotogenen Mann, übrigens aus Langenberg, trifft man oft beim Mesut, der auch in Langenberg wohnt. Beruflich ist er Gebäudereiniger, sein Auto ist eine Biene."