Sobald das Wetter etwas besser ist, zeigen die Nevigeserinnen und die Pilgerinnen aus weiter Ferne (Foto) ihre neuen Klamotten in der Nevigeser Fußgängerzone. Die Schuhe aus Havanna sind sehr ideenreich mit Glitzersteinchen ausstaffiert worden. – Hübsch! (In Kuba, so hörte man gestern, soll die Versorgung mit Lebensmitteln etwas besser sein als in Neviges. Es gibt dort Bezugscheine, die so genannte Libretta.)
17.3.17

Der Bettenmann ist wieder da! Kopfkissen 10 Euro, Spannbettuch 5 Euro, alles andere mit Prozenten, also genau das, was viele Nevigeser überhaupt noch interessiert. Verkaufsoffener Samstag ist auch toll, sogar sehr toll, aber mal ehrlich, gibts was Schöneres als ein frisch gemachtes Bett? – Wochenmarkt.
16.3.17
Die Nevigeser Rest-Einzelhändler wollen für ein paar Parkplätze vor den wenigen Läden die komplette Fußgängerzone für den Autoverkehr freigeben und vergessen die Belange der Kinder, Eltern, Senioren, Pilger und Touristen. Der Quatsch (Schnapsidee?) steht inzwischen alle paar Tage in der Zeitung. – Dem Kaufpark (Fotos) hat die Tiefgarage nichts gebracht. Der Supermarkt wird Samstag geschlossen.
15.3.17
Herr Hügel gehört zu den bestangezogenen Herren in Neviges, obwohl es keinen Herrenausstatter gibt und vermutlich auch nie geben wird. Immer très chic von Kopf bis Fuß und immer gut drauf. – Sonst was? Über Gassmann wird geredet. Sonst: Nix!
Metzger Schmidt hat einen schönen Laden. Sein Ladenbauer durfte sich austoben und hat Klein-Neviges gebaut. Deckenmalereien wie in der Sixtinischen Kapelle – aber ohne Adam und Eva –, die wichtigsten Bauten des Dorfes dreidimensional aus Pappmaschee und überall Malereien mit leicht falschen Perspektiven, die das Gesamtkunstwerk richtig sympathisch machen. Er teilt sich den Laden mit dem Bäcker, der die Brötchen für die Leberkäse- und Mettbrötchen liefert. Mittags gibt’s ein Stammessen für kleines Geld, immer mit viel Fleisch und deftig, außer freitags, dann gibt’s Rotbarsch mit Senfsoße oder Heringsstipp mit Pellkartoffeln. Samstags gibt’s Eintopf. Im Schaufenster die Meisterbriefe, Diplome und Pokale, zum Beispiel die Goldmedaillen für die geräucherte Leberwurst und für den Kochschinken, den, selbst gemacht von Herrn Schmidt, nur seine Mitarbeiterinnen vernünftig aufschneiden. Hauchdünn. Der Vater konnte das nie. Oder wollte das nicht. Aber die Ziesenwurst, seine Ziesenwurst, inzwischen vom Junior übernommen, gehört zu den besten Sachen, die man im Laden kaufen kann. Den Kartoffelsalat dazu, »nach Bayernart«, füllt er in kleine Töpfchen aus Plastik. Noch. Der Laden verabschiedet sich gerade von Kunststoffverpackungen. Die Papiertütchen und das Einwickelpapier, mit denen man sich in der Fuzo sehen lassen kann, sind eh schöner. Familie Schmidt kommt aus Bayern. Sie ist schon eine Ewigkeit im Kaff, kann jedoch das Feiern nicht lassen. Im September das Oktoberfest mit Weißwurst und Schweinshaxen, Leberknödeln und blauweißen Rauten überall im und vor dem Laden. Das Personal verkleidet sich einheitlich ausheimisch, und die Brötchenverkäuferin macht mit. Bei Welt- und Europameisterschaften im Fußball geht’s um die Wurst. Herr Schmidt dekoriert das Schaufenster mit kleinen Fußballerfiguren auf Kunstrasen und textet: »Qualität zur WM. Auf dem Feld – und in der Pfanne«. Das kann kein Werbetexter besser. – (Norbert Molitor: Im Kaff der guten Hoffnung, Piper Verlag)
14.3.17

Der Bierwagenparkplatz vor der Apotheke in Neviges ist immer noch nicht eingeschaltet, obwohl das Wetter nicht in Richtung Bodenfrost sondern eher in Richtung Frühling geht. Die architektonisch lächerliche Fehlkonstruktion hat bisher (Gerücht) zirka 810.000 Euro oder mehr gekostet. Ohne Grünzeug. – Historisches Viertel.
Am 27. Mai macht Metzger Schmidt in Neviges für immer zu. Der Laden mit den netten Leuten hinter der Theke, den leckersten Mettbrötchen, den Hammerleberknödeln, dem Kartoffelsalat wie bei der eigenen Oma, der perfekt hauchdünn geschnittenen Salami (persönlichen Dank an die junge Fleischwarenfachverkäuferin) und den allerbesten (!!) italienischen Würstchen weit und breit (und der schönsten Ladeneinrichtung sowieso) gibt nach 84 Jahren auf. Das Gerücht gabs schon lange – jetzt ist es wohl soweit. Kleiner Trost: der Mittagstisch läuft weiter. – Schade. Jammerschade.
12.3.17
Eine Fahrt mit der Metro quer durch Paris kostet 10 Cent mehr als eine Fahrt mit dem Bus von Neviges nach Tönisheide. Eine Fahrt vom Flughafen Paris-Charles-de-Gaulle (liegt irgendwo in Nordfrankreich) nach Paris Gare du Nord (und Weiterfahrt mit der Metro egal wohin) ist billiger als die drei Stationen mit der S-9 nach Vohwinkel. – Auch komisch.
10.3.17
Der merkwürdige Vorschlag Freie Fahrt für alle Deppen in der Fuzo ist der (vorläufige) Höhepunkt der Nevigeser Hilflosigkeit beim Kampf gegen das Internet und andere Entwicklungen im Einzelhandel. Wo es nix gibt, kann man nix ausgeben. – Altstadt.
9.3.17

Auf dem Wochenmarkt in Neviges war heute mehr los als in den letzten 6 Wochen zusammen. Der Stand mit den Knöpfen ist wieder da, die lang vermissten Pluderhosenstände auch, und der Mann mit den Fernsehpfannen (Foto oben) und den Mädels (Foto unten) ebenso. Es gehts ab in Richtung Frühling, also aufwärts.
"Sehr verehrte Frau Rewe, sehr geehrter Herr Kaufpark, bitte nehmen Sie für das jahrelange Warten an Ihrer Kasse, für die Dudelmusik und die dämlichen Reklamedurchsagen unseren herzlichen Dank entgegen. Wenn Sie auf die gewohnte Kundentreue der Nevigeser nicht verzichten wollen, bleiben Sie einfach da, aber lassen Sie bitte den Heidestraßen-Quatsch." – Tschüs.
8.3.17
Bei der Verkostung (anderes Wort für Abendessen) wurde heute in Neviges ein Teller geknipst und zweimal Gold vergeben. Metzger Schmidts Salsiccia schmeckt mindestens so gut wie bei Giusy in Manduria und Anna in San Pietro in Bevagna. Wer mitessen will: kein Senf (!) und mit Rotwein ablöschen. – Historischer Kirchplatz.
Am Weltfrauentag in der Nevigeser Waage, bedienen (wie immer) „die Hexen" (Fotos) hinter der Theke die Männer vor der Theke. Das ist besser als umgekehrt, weil das Pils nur einsvierzig kostet und ohne Training schnell was passieren kann. Viele Männer leiden am Anfang unter der Musik (Überdosis Knallmusik / WDR 4), kriegen aber später nicht mehr viel mit. – Guter Laden am Busbahnhof.
Liebe Nevigeser Kinder, wenn Ihr später mal etwas Sinnvolles machen wollt, lernt Ihr am besten nicht „Irgendwas mit Medien" (viel Arbeit, wenig Kohle), sondern irgendwas mit Menschen. Macht mehr Sinn, als den ganzen Tag mit eckigen Augen vor dem Mac rumzusitzen – und einen Firmenwagen gibts auch. Jedenfalls schneller als bei Jung von (und) Matt o.ä.. – Betreungsflotte hinterm Kiosk.
7.3.17
Die Werbegemeinschaft möchte den Autoverkehr und das Parken in der Nevigeser Fußgängerzone legalisieren. – Bei Gassmann gehts rein, zwischendurch kann geparkt und eingekauft werden, und oben in der Wilhelmstraße gehts wieder raus. Die Idee (Link zur WZ) wurde bei einem Krisengespräch Vertretern der Wirtschaftsförderung und der Politik vorgestellt.
Für solche Staubfänger zahlt man in Brüssel und Paris oft ein kleines Vermögen – und in Neviges ein paar Euro. Die Kleinmöbelabteilung mit Sachen aus den 50er Jahren (auch Glas und Porzellan) wird für Liebhaber immer interessanter. Wer etwas sucht, findet nix, wer Zeit hat und abwarten kann, findet vielleicht sein Lieblingsstück. – SOS-Team am Hbf.
6.3.17
Freundliche, fleischkundige Bedienung, alles frisch und selbstgemacht und jetzt auch noch Silber und Gold vom Landesinnungsmeister des Fleischverbandes NRW. – Metzger Schmidt aus 42553 Neviges ist ausgezeichnet worden: Silber für Salsiccia mit Fencel (wie in Italien), Gold für Wiskey-Salami mit Chilli und Peperoni und nochmal Gold für den Lammschinken. – Fuzo.
Welche Nevigeser Einzelhändler (Gegenfrage) kaufen ihre Garderobe und Lebensmittel eigentlich in Neviges, lassen ihre Plakate und Flyer in Neviges drucken, trinken ihr Bier in der Waage, beim Grafen oder beim Tassos und bestellen nie etwas im Internet? – Noch was zu melden? Ja, hier, von den Grünen.
5.3.17
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