Der schönste Platz im ganzen Kaff ist der historische Kirchplatz. Keine Wasserfontänen, keine dunklen Platten, außer Schallplatten, keine LEDs und keine Wasserklatschgeräusche, eigene, frisch renovierte Kirche, fröhliche Menschen, schönes Gebimmel ab 9 Uhr 30, reichlich Parkplätze und keine Gärten, die nur Arbeit machen. – Altstadt.
22.10.16
Lucas, vier Jahre alt, hat mehr Fantasie als die Planer der Stadt, wenn es um die Erhaltung des Brunnens und um die Verschönerung des Platzes geht. Die grüne Wand findet er prima, weil er dann »immer da hochklettern kann«, jedoch bloß, wenn die Bäume bleiben dürfen. Schon wegen der Schaukel, die man dranhängen könnte, und weil die Kindergärtnerin gesagt hat, »Bäume und Blumen darf man nicht kaputt machen«. Den Rest der Planung findet das kluge Kind scheiße. »Das sagt man nicht«, sagt die Mama, und Lucas – »entschuldige bitte« –, wünscht sich Folgendes: »Papa lässt ganz viel Wasser ein, Mama malt Vögel und Krokodile und Seelöwen auf den Brunnen, Opa bringt ganz viel Sand mit seinem Lastwagen, es gibt Eimerchen und Schaufeln für alle Kinder und überall Sandburgen, ein großes Indianerzelt, eine Schatztruhe mit Geld für Eis, eine Hängematte für mich und meine Freundin Frieda, ein Kasperltheater, eine Torwand, eine Wippe, eine Wasserrutsche und ein Schild ›Für Große verboten‹«. (Seite 174, Kaffbuch)
Freitags und samstags wird's richtig voll. Die Einsamen, die sich volllaufen lassen, der Autobusfotograf, die Inhaber der Fast-Food-Läden, junge Männer, die ihrer frisch geduschten Liebsten die große weite Welt zeigen. Auf cool machen, Whisky trinken, die Scheine lässig aus der Hosentasche ziehen, wenig reden, gar nicht reden, trinken und Augen und Hände nicht vom Handy lassen. Alle wischen, tippen, zeigen, versenden irgendwas. Ohne Handy sind Pärchen, die sich länger als eine Woche kennen, offensichtlich verloren. Es riecht nach »Axe«. (Seite 137, Kaffbuch)
21.10.16
Das traditionelle Laternenfest der Nevigeser Werbegemeinschaft in der Alt- und Oberstadt ist eröffnet. Viel zu Trinken, viel zu Essen, viel zu Hören, nämlich die „Rhine Area Pipes and Drums“, etwas doofes Wetter, etwas wenig Laternen, aber darauf kommt es gar nicht an. Hauptsache, es glüht bald alles. – Prost, Hügel!
Norbert Molitor aus 42553 Neviges kommt Samstag frisch rasiert (und immer noch ohne Zahn) zur Lesung aus seinem Buch „Im Kaff der guten Hoffnung“ ins Plan C in der Nevigeser Vorburg. Um 19 Uhr gehts los, und wer dabei sein will: Bitte anrufen: 0157-87031293. Eintritt: kostenlos, Unterhaltung und Spaß: jede Menge.
20.10.16
19.10.16
So sieht es aus, wenn Pilger von weit her das berühmte Rosenfenster im Nevigeser Mariendom angucken wollen: geht zur Zeit schlecht, weil draußen vor dem Fenster die Lappen der Bauarbeiter hängen, die das undichte Dach gerade dicht machen. Macht nix. Es gibt ja Postkarten und Broschüren. – Bald ist alles dicht. Kann man hier nachlesen.
18.10.16
Der Sommer ist vorbei, jetzt heißt es: alles schön einpacken, besonders wenn man älter und klappriger wird. Warme Sachen gibts bei Kati, warmes Essen beim Schmidt gegenüber, warme Getränke beim Monsieur, und wer dann immer noch nicht zufrieden ist: ab nach Velbert, damit man mal sieht, was man an Neviges hat.
Für die einen ist das großartige Kunst, für die anderen, zum Beispiel die 50 reichen Nevigeser Gönner, ist das Geschmiere. Kann man sich aussuchen – aber Vorsicht: Nicht jeder Mensch ist ein Künstler und nicht jeder ein Kenner. Sind ja schon merkwürdige Dinge passiert, und dann war das Geheule groß.
17.10.16
Ohne Gastwirte mit Migrationshintergrund gäbe es in Neviges keine Bratwurst, keine Currywurst mit Pommes Mayo, keine Lammkotelets mit Knoblauch, keine Hähnchen, keine Enten, keine Döner, keine Gyros, keine Bigos, keine Bauernsalate mit Käse, keine Pizza und keine Grappas oder Ouzos hinterher. Es gäbe Jägermeister. Nicht hinterher, sondern anstatt. Es gäbe Nix. Nicht einmal Eisbein mit Stampfkartoffeln.
Reden ist Silber, Schweigen ist Gold. Gilt nicht für alle Nevigeser (wäre auch jammerschade, weil man nix mehr mitkriegt) und schon gar nicht für die religiöse Minderheit im Kaff, die nicht im Fegefeuer oder in der Hölle landen will. Wer unbedingt will: Frisör oder Arzt oder Apotheker geht auch, kostet aber. – Katholische Kirche St. Mariä Empfängnis am Kloster.
Heute gibts ein Foto für Susanne (Kölle is einfach klasse …) aus Neviges. Sie war etwas enttäuscht, weil ihr Verein im Kaff angeblich nicht so beliebt ist, wie die Bayern, die Dortmunder und die Schalker. Stimmt vermutlich gar nicht, oder nur ein bisschen. – Vereinslokal in der oberen Fußgängerzone.
16.10.16
Die Woche in Neviges: Montag: zu beim Tassos und bei Maria, Dienstag: auf bei Kati, Mittwoch: Hähnchentag am Hbf, Donnerstag: Wochenmarkt, und Schnitzeltag beim Grafen, Freitag Laternenfest in der Fuzo, Samstag Lesung von Norbert Molitor im Plan C. – Wer hören will, muss anrufen: 0157-87031293. – Eintritt nix, Beginn 19 Uhr.
15.10.16
Zum Tassos im alten Nevigeser Bahnhof pilgern die Bayernfans, die Schalkefans (Foto), die Dortmundfans, die Mönchengladbachfans und die Pils- und die Alt- und (vereinzelt) auch die Nichttrinker ... Damit es keinen Ärger gibt, zwischen den Fanclubs, gibt es für alle Fans einen eigenen Raum mit Flachfernseher oder Beamer in extrascharfer HD-Qualität.
Das ist die Betti aus Köln am Rhein beim Frühstück, die gerade durch die hauchdünn (dünner als Seidenpapier) geschnittene französische Salami vom Metzger Schmidt aus Neviges guckt. Feinschmeckerinnen wissen: Je dünner, desto köstlicher. Noch was? Ja, nämlich Grüße an die Kükeneierfrau vom Wochenmarkt: Sehr lecker, heute. Es gab drei für den Blogger, drei für die Italienerin und vier (!) für Betti. – Kirchplatz.
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